Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

  • Kommentare
  • „Was die Kirche gibt und was sie nimmt“

Bitte genau hinhören

  • Lesedauer: 2 Min.

Die meisten der Vorwürfe, die Paul Thiry in seinem Artikel „Was die Kirche gibt und was sie nimmt“ (ND-Forum, 24. Dez. 93) erhebt, betreffen die Katholische Kirche, weshalb ich als Protestant für diese nicht Stellung nehmen kann, wohl aber auch hier zur Differenzierung rate, beispielsweise zu bedenken gebe, daß die katholische Soziallehre ein Solidarprinzip fordert, welches in wohltuendem Gegensatz zur derzeit betriebenen Entsolidarisierung der Gesellschaft steht.

Als Mitglied und Mitarbeiter der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg jedenfalls lege ich schon Wert auf die Feststellung, daß die Evangelischen Kirchen sich von regional unterschiedlichen Ausnahmen abgesehen aus dem Privatleben ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr wohl heraushalten, weder totalitäre Ansprüche auf alleinige Wahrheiten erheben noch eine „Unterwerfung der Vernunft unter den Glauben“ fordern.

Daß sich religiös nicht gebundene Menschen durch die kirchliche Dominanz im öffentlichen Sozialwesen beeinträchtigt sehen, kann ich durchaus verstehen, doch ist dieser Vorwurf nicht an die Kirchen zu richten, sondern an die derzeitige Politik, die den Staat aus derartigen Aufgaben u.a. deswegen gern heraushält, weil dieser die nicht von den Nutzerinnen und Nutzern dieser Einrichtungen

fetragenen Anteile dann zu undert Prozent finanzieren müßte. Wenn dies aber so ist, dann sollten wir schon froh

sein, daß kirchliche Träger diese Lücke ausfüllen, und dann ist es auch recht und billig, wenn diese im Grunde gesellschaftlichen Aufgaben staatlich mitfinanziert werden.

Die vielen „Pfaffen“ in der Politik schließlich, - eine Bezeichnung, die ebensowenig für die Seriosität der Argumentation desjenigen spricht, der sie verwendet, wie für die Unfähigkeit, zwischen deren politischer Intention und der von khomeinimäßigen Ayatollahs zu unterscheiden -, die vielen Pfarrerinnen und Pfarrer in der Politik also, sie sind Ausdruck dessen, daß Kirchenleute eben nicht, wie ihnen zuvor gerade vorgeworfen, „die Kirche im Dorf lassen“, sondern sich aus christlicher Verantwortung gesellschaftlich engagieren, und zwar in sehr unterschiedlicher Weise, die deswegen auch unterschiedlich zu bewerten ist.

„Die Kirchen“ sind weder

Eauschal gut, noch pauschal Öse, sondern sie sind auf dem Weg. Und über diesen Weg wird diskutiert und gestritten, nicht zuletzt in den Kirchen selbst. Und ich bitte sehr herzlich, genau hinzuhören, zunächst zwischen den Kirchen zu unterscheiden und dann innerhalb der jeweiligen Kirche die wirklich sehr verschiedenen Richtungen und Entwicklungen wahrzunehmen, darunter eben auch solche - denke man nur an die Kirchentage -, die, abgesehen von der Bedeutung für den einzelnen Menschen, der Gesellschaft sehr positive Impulse geben.

CHRISTIAN SPERLING, 13403 Berlin

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal