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Verwirrung nach Hitler-Stalin-Pakt

  • Lesedauer: 2 Min.

Ich habe ja perönlich diese Situation sehr genau erlebt, und zwar als Häftling im Zuchthaus. Ich habe also die Fraktionskämpfe dieser Periode im Zuchthaus kennengelernt wie dann auch durch Berichte von Freunden von draußen.

V Es ist gae kein Zweifel, idaß die, .'Illegale ? Tätigkeit ,:gegen däs'i.'Dhtte Reich“ in' J der Zeit des (Hitler-Stalin-)Paktes, vor allen Dingen durch die Mobilmachung, erheblich gemindert wurde. Aber ich möchte sagen - zur Ehre der deutschen kommunistischen Arbeiter und Intellektuellen der Widerstand wurde nicht gemindert wegen des Paktes (obwohl sie verwirrt und durcheinandergewürfelt waren und zum großen Teil sehr kritisch waren), sondern gemindert wurde durch die Veränderung der technischen Situation, was man auch nicht verschleiern sollte, denn durch die Masseneinberufung waren einfach die Kontakte zerrissen. Und durch den Tatbestand des Kriegsausbruches waren auch weitgehend die Kontakte ins Ausland zerris-

Die Schwankung oben hat gleichwohl verhängnisvoll und verwirrend gewirkt. Ich selbst habe in dem Zuchthaus, in dem ich saß, schon vom Tage des Paktes an einen sehr energischen Kampf unter den politischen Häftlingen gegen diese Politik des Paktes begonnen. Ich gebe heute zu, daß ich dabei die Dinge falsch sah. Nach meiner Meinung war der Pakt vom Standpunkt der Sowjetunion aus unbedingt erforderlich. Daran kann es keinen Zweifel geben. Nach dem schamlosen Verrat Englands und Frankreichs an der Tschechoslowakei mußte die Sowjetunion damit rechnen, daß die hinhaltenden Hin- und Hermanöver vielleicht in ähnlicher Weise auf ihre Kosten gehen würden... Aber es ist ebenso wenig zweifelhaft, daß durch das stalinistische Manöver der völligen Zerstörung des Selbständigkeitsbewußtseins in den kommunistischen Parteien... nun wirklich Verwirrung eintrat bei den Leitungen... So notwendig der Pakt war, so falsch war die Gesamtpolitik der Stalinisten. Es liegt hier aber gleichwohl ein Ruhmesblatt der deutschen kommunistischen Arbeiter, der deutschen kommunistischen Intellektuellen vor, die in einer Verlassenheit sondergleichen - nach dem Pakt -, in einer Verzweiflungssituation, wie sie wirklich sonst sehr schwer vorstellbar 'ist in der Geschichte, den Mut hatten, den Kampf für die Humanität und gegen die Hitlerbarbarei, den bewußt defätisti-

sehen Kampf gegen ein verbrecherisches Regime fortzusetzen... Denn in dieser Periode hieß „Widerstandskämpfer sein“ normalerweise Angehöriger des linken Flügels der deutschen Arbeiterbewegung sein; und wir wollen nicht verschweigen, daß 75 Prozent der politischen Gefangenen dieser Periode nicht nur Angehörige der linken Gruppen der deutschen Arbeiterbewegung, sondern organisierte Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands gewesen sind.

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