• Politik
  • Affären und Skandale 2003

Freier Fall mit Folgen

  • Lesedauer: 1 Min.
Um 12.38 Uhr schlug am 5. Juni Jürgen W. Möllemann nach freiem Fall aus über 1000 Metern beim Flughafen Marl-Lohmühle auf. Der routinierte Fallschirmspringer hatte seinen Hauptschirm abgeworfen und den Reserveschirm nicht geöffnet. Warum, blieb unklar. Kurz zuvor hatten Bundes- und NRW-Landtag seine Immunität als Abgeordneter aufgehoben und danach Durchsuchungen von Büros und Wohnungen in 13 Orten von vier Ländern nach Beweisen für illegale Wahlkampffinanzierung der FDP, Untreue, Betrug und Steuerhinterziehung begonnen. Möllemann wusste das. Politisch war der Minister und Vizekanzler der Ära Kohl schon seit der Bundestagswahl 2002 im freien Fall. Als die FDP statt 18 nur 6,2 Prozent der Stimmen erhielt, ließ Parteichef Westerwelle seinen Vize sofort fallen. Schatzmeister Rexrodt entdeckte urplötzlich Schwarzgeldmillionen, mit denen Möllemann seinen Anti-Scharon- und Friedman-Flyer und frühere Wahlkampfaktionen finanziert hatte. Zu spät zog das FDP-Establishment die Reißleine. Möllemann riss die Partei der Besserverdienenden, die er am 17. März selbst verlassen hatte, mit in den Abgrund. Politisch ohne Profil, droht ihr nun auch finanziell der Infarkt: Von Möllemann zwischen 1996 und 2002 erfundene »Parteispenden« von über 1,3 Millionen DM und rund einer Million Euro könnten die FDP bis zu fünf Millionen Euro »Straf«-Zahlungen kosten. Claus Dümde
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