nd-aktuell.de / 31.12.2003 / Politik

Verbundfeuerwerke machen nicht satt

»Brot statt Böller« ruft wie jedes Jahr zu Spenden für Not leidende Menschen auf

Anja Probe
»Brot statt Böller« - ein Slogan, der leider inflationär gebraucht und nicht immer ernst genommen wird. Doch Spendenkampagnen unter diesem Motto laufen nunmehr seit über 20 Jahren. Aufgerufen wird dazu, das Geld Bedürftigen zu spenden, anstatt es in die Luft zu schießen.
The same procedure as every year: Silvester - das ist eine Party auf der ganzen Welt, benannt nach einem Papst. Dazu gehören Musik, Alkohol, Luftschlangen und Raketen. Mit den Böllern sollen böse Geister vertrieben werden. Doch das wissen die heutigen Halbwüchsigen sicher nicht, die mit höchstem Vergnügen Briefkästen sprengen, andere Menschen mit Knallern bewerfen und ihr letztes Taschengeld verzündeln. Die Deutschen werden bei diesem Jahreswechsel etwa hundert Millionen Euro für Feuerwerk ausgeben. Das sind dieselben Deutschen, die den Rest des Jahres über die Ebbe im Portmonee geklagt haben. Polizei, Feuerwehr und Versicherungen warnen vor Raketen ohne Prüfsiegel, vor Bränden, Verletzungen und Beschädigungen am Auto. Der Tierschutzbund bittet, zumindest in Parks und Wäldern auf Böller zu verzichten, denn Tiere könnten sich bei den Explosionen zu Tode erschrecken. Also wozu das Ganze? Es ist Geldverschwendung, gefährlich und verursacht Unmengen von Müll. Diese Frage stellte sich 1981 auch die evangelische Kirchengemeinde im schleswig-holsteinischen Bargteheide und rief erstmalig unter dem Slogan »Brot statt Böller« zu Spenden für »Brot für die Welt« auf. Die 1959 in Berlin gegründete evangelische Organisation unterstützt derzeit etwa 1200 Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Etwa zeitgleich begannen auch die evangelische und katholische Jugend Münchens unter demselben Motto Spenden für afrikanische Straßenkinder zu sammeln. In den vergangenen Jahren kamen immer so um die 15000 Euro zusammen. Bei »Brot für die Welt« spendet man sein Knaller-Geld nicht für ein bestimmtes Projekt. Die vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) mit dem Spendenprüfsiegel ausgezeichnete Organisation arbeitet in vielen Regionen eng mit einheimischen Partnern zusammen, die sich für die Benachteiligten einsetzen. Mit ihnen werden Projekte entwickelt, die notwendige Verbesserungen der Lebensverhältnisse und die Durchsetzung ihrer Rechte angehen. Daneben finanziert »Brot für die Welt« zahlreiche Projekte, besonders im südlichen Afrika, die ganz konkret die Lebenssituation von Aids-Erkrankten und deren Umfeld stärken. Spenden als letzte und/oder erste gute Tat des Jahres - damit wirbt die Hilfsaktion. Nur noch fünf statt zehn Raketen abfeuern und lieber das Geld an Menschen abgeben, die vermutlich noch nie etwas von Goldregen, Chinaböller oder Knallbonbons gehört haben, und Verbundfeuerwerke, die dieses Jahr in Deutschland im Trend liegen sollen, machen auch nicht wirklich satt.