Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

I

iESERBRIEFE

  • Lesedauer: 2 Min.

Mir hat im heutigen ND (12./13. Februar, Seite 3) Ursula Stielers Interview mit der Trümmerfrau Dresdens, Frau Erika Hohlfeld, gefallen. Auch wenn es einige wieder als DDR-Nostalgie denunzieren werden.

Ich erlebte diese Bombenangriffe als damals siebeneinnalbjähriger Dresdner Schuljunge. Beim Lesen wurden Erinnerungen an das Erleben im Luftschutzkeller wach: Das Dröhnen der Bombenflugzeuge, das schrille Pfeifen der nerabsausenden Bomben und dann das fürchterliche Krachen der Explosionen... Am nächsten Morgen zogen dann die Menschen aus der Stadt zu Tausenden an uns vorüber. Manche nur mit Decke und Nachthemd bekleidet, von Brandwunden übersät.

Nachbar Großmann unternahm in den nächsten Tagen den Versuch, ins Stadtinnere vorzudringen. Er kam bald zurück und erzählte von Tausenden Toten und der völlig

zerstörten Stadt. Ich höre ihn noch heute sagen: „Das baut in hundert Jahren niemand wieder auf.“

Aber schließlich war es die „Kraft der Schwachen“, wie Anna Seghers es einmal nannte, die, wie Erika Hohlfeld und Tausende Ungenannte, die pro Einwohner größten Trümmerberge aller durch Luftangriffe zerstörten deutschen Städte beseitigten und den Neuaufbau begannen. Es waren die vielen „Kleinen Leute“ der damaligen Generation, die über Jahre hinweg an den Wochenenden unentgeltlich Hand anlegten. Ich lebte bis kurz nach meinem neunzehnten Geburtstag noch in Dresden und nahm an manchem Aufbaueinsatz teil, meist im Dresdner Zoo.

Daß sich das Leben in Dresden von Monat zu Monat mehr normalisierte, verdanken wir den vielen Helfern und nicht denjenigen, die heute alles besser wissen und an den letzten neunundvierzig Jahren auch nicht einen Faden Gutes lassen wollen. Jürgen Falke, 15344 Strausberg

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal