Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Durch die Hintertür zum Schuldspruch

  • Lesedauer: 2 Min.

Doch ein kleines Hintertürchen wollte das BGH den eifrigen Verfolgern der DDR-Juristen lassen, und so verwies es sie auf Fälle, „in denen die Rechtswidrigkeit der Entscheidung so offensichtlich war und insbesondere die Rechte anderer, hauptsächlich ihre Menschenrechte, derart schwerwiegend verletzt worden sind, daß sich die Entscheidung als Willkürakt darstellt“ Durch diese schmale Türe nun drängte Oberstaatsanwalt Klein das Gericht, und dieses ließ es kaum widerstrebend geschehen.

Findeisen stellte fest, die von Klose und Groß beantragten bzw verhängten Strafen hätten im Widerspruch zum

DDR-Recht gestanden, wobei er jedoch fein differenzierte. „Saustall“ mußte sich die DDR auch nach seiner Meinung nicht schimpfen lassen: „Das scheint mir mit dem DDR-Gesetz vereinbar.“ Ansonsten aber hätten die Angeklagten „einen gewissen Handlungsspielraum“ gehabt. Er sah auch keine Entlastung darin, daß durch Revision angefochtene Urteile Kloses sämtlich vom Obersten Gericht bestätigt wurden. Das BGH jedoch hat „Richtlinien und Beschlüsse des Obersten Gerichts“ zu den Einflüssen gezählt, denen DDR-Juristen bei ihren Entscheidungen ausgesetzt waren.

Oberstaatsanwalt Klein war dennoch unzufrieden. Auch er will Revision; würde dieser stattgegeben, eröffnete sich ihm der Weg zu weiteren Anklagen - gegen Klose in 150 und gegen Groß in 60 Fällen. Außerdem gebe es allein in Magdeburg 20 weitere Juristen, denen Ähnliches vorzuwerfen sei. Für die Verteidiger war das Verfahren eindeutig ein politischer Prozeß, der i er Abrechnung mit der DDR-Geschichte diente. Dafür habe man sogar Peinlichkeiten und Ungereimtheiten in Kauf genommen.

Wandelte man vielleicht sogar auf dem schmalen Grat der Rechtsbeugung - nun in die andere Richtung?

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal