nd-aktuell.de / 17.02.1994 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 8

Kein Pfennig von öffentlicher Hand

Doch zurück zur Geschichte: Die TOPOS AG kaufte die

StEGAU-Betriebe und weitere aus der Metall- und Elektrobranche von der Treuhand dazu. Wie jeder andere Investor legte sie Konzepte mit Kaufpreis, Investitions- und Beschäftigungszusagen vor. Die Treuhand war lediglich bereit, bei einigen Betrieben den Kaufpreis zu stunden. Entgegen Behauptungen des Arbeitgeberverbandes hat TOPOS nach eigener Darstellung keinen Pfennig öffentliche Fördergelder bekommen. Im Gegenteil, die fünf Gesellschafter sind hohe persönliche Risiken eingegangen: Geschäftsführer Düker verbürgte sich mit seinem Erbe, Erwin Peter Winter mit seinem Grundstück im Hessischen für die Zahlung der Kaufpreise bei Fälligkeit. Zur Finanzierung der Käufe werden alle nicht betriebsnotwendigen Immobilien, die mit übernommen werden mußten, von StE-GAU-Arbeitskräften (aber

ohne öffentliche Mittel) saniert und an Investoren veräu-ßert. Die Investmittel müssen die Betriebe größtenteils selbst erwirtschaften. Denn Finanzierungen von Banken zu bekommen, ist äußerst schwer.

Zur TOPOS-AG gehören zwölf Töchter mit 600 Beschäftigten. Inzwischen hat die Holding ihr erstes Jahr auf einem harten Konsolidierungskurs hinter sich. Denn für ihre Betriebe gilt wie für alle: Es können nur so viel Leute beschäftigt werden, wie Umsatz gesichert ist. Vorstand Erwin Peter Winter zieht für das erste Jahr eine alles in allem positive Bilanz.

Typisch dafür die TRIBO Hartmetall GmbH in Immelborn, einer der zuerst eingegliederten Betriebe. Das einstige Filetstück VEB Hartmetall Immelborn war durch die dilettantische Privatisierung seitens der Treuhand völlig

heruntergekommen. 1990, da hatte der Betrieb noch 1 180 Beschäftigte, wollte ihn Krupp-Widia als Perle in seinen Konzern einreihen. Nachdem Krupp sämtliche Geschäftsvorgänge kannte, einschließlich Aufträge und Kundenkartei, platzte plötzlich der Verkauf. Das kostete Immelborn eine zweistellige Millionensumme. Die Treuhand verkaufte das HWI dann im April 1992 an den westdeutschen Unternehmer Willi Kauhausen. Der macht in Bergbautechnik und bezahlte 1 (in Worten: eine) DM. Da hatte das Unternehmen noch 380 Beschäftigte. Die Treuhand spendierte als Anschubfinanzierung 8,5 Millionen. Genau sieben Monate danach hatte der Nobody der Branche das Geld in den Sand gesetzt. Belegschaft und IG Metall erreichten durch eine Betriebsbesetzung, daß die Treuhand eine neue Lösung suchte. Die Übernahme des Unternehmens mit 116 Arbeitnehmern durch TOPOS erfolgte am 1. April 1993. Inzwischen sind nach konsequenter Konzentration im Kernbereich neue Strukturen erkennbar. Langsam kommen neue Aufträge.