Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

  • Politik
  • Heute in Niedersachsen: GEW fordert Lehrer zur Arbeitsniederlegung auf

Protest gegen Bildungsabbau

  • Lesedauer: 2 Min.

Im letzten Herbst erregte der niedersächsische Kultusminister Rolf Wernstedt (SPD) die Gemüter zahlreicher Lehrer und Schüler. Wegen der allgemein desolaten Haushaltslage und massiv steigender Schülerzahlen meinte Wernstedt, die Unterrichtsversorgung an den niedersächsischen Schulen nur noch durch eine Verlängerung der Lehrerarbeitszeit bis zu einer Stunde wöchentlich sicherstellen zu können, Ungeachtet der Proteste der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die eine qualitative Verschlechterung des Unterrichtes befürchtet, trat der Erlaß am 18. Januar in Kraft.

Wie Heike Stark, eine Sprecherin der GEW, mitteilte, sei der Öffentlichkeit dabei jedoch nicht bekannt, daß es sich bei der Lehrermehrarbeit nur um einen Unterpunkt eines Neun-Punkte-Programms des Kultusministeriums handele. So beabsichtige die Lan-

desregierung, in naher Zukunft auch die Klassenfrequenzen zu erhöhen, um 280 zu besetzende Stellen einzusparen. Des weiteren soll in den Berufsschulen die Anzahl der Schülerinnen pro Lerngruppe angehoben werden.

Die Arbeitszeitverlängerung könne man nicht mehr verhindern, sie sei bereits beschlossene Sache, „aber das ist nur der Anfang, und der Tendenz zum rigorosen Bildungsabbau muß man vorbeugen , sagte Heike Stark.

Dagegen, und weil das Kultusministerium nicht bereit sei, an einem Runden Tisch über Aspekte und Perspektiven der Ausbildungssituation zu verhandeln, will die GEW am heutigen Donnerstag ein Zeichen des Protestes setzen, indem sie die Lehrerinnen zu einer befristeten Arbeitsniederlegung auffordert.

Der Bund der Steuerzahler hatte den Kultusminister im

Vorfeld dazu aufgerufen, die Aktion mit einer gerichtlich erwirkten einstweiligen Verfügung zu stoppen. Streikähnliche Aktionen seien nach dem Beamtengesetz den Lehrerinnen untersagt, hieß es in einer Mitteilung des Bundes. Nach einer juristischen Prüfung, so verlautete aus dem Ministerium, habe Wernstedt diese Möglichkeit jedoch verworfen; er hofft nun auf eine „möglichst geringe Teilnehmerzahl“ und droht gleichzeitig mit Lohnkürzungen für Streikende, Ob weitere Disziplinarmaßnahmen ergriffen würden, stünde noch nicht fest, sagte Werner Niermann vom Kultusministerium,

Als Wernstedt jedoch selbst noch im aktiven Schuldienst stand, mißbilligte der heutige Minister derartige Sanktionen - die GEW will ihn nun beim Wort packen.

STEFANIE HILBICH NICO SANDFVCHS

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal