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Feiern für 'nen guten Zweck

Soliparties sollen linken Gruppen über ihre Geldnöte hinweghelfen

  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn man an einer dieser typischen vollgeklebten Häuserwände vorbeikommt, ist unter den dort geklebten Plakaten mit Sicherheit eines, das eindringlich zum Besuch einer Soliparty einlädt. Und da ein Besuch der einschlägigen Clubs bzw Discos inzwischen ein immer teureres Unterfangen wird (25 DM im E-Werk, Berlin) und bei Solipartjes schon lange nicht mehr nur Hardcore läuft, kann man ge-' trost dem Besuch einer solchen in Erwägung ziehen. Dort bietet sich die Möglichkeit, nette Musik zu hören, Menschen zu treffen, nett herumzustehen, Bier aus Flaschen zu trinken und natürlich kann man auch tanzen.

Ob man an solchen Feten Spaß findet, darüber kann man sicher streiten, sinnvoll sind die oben beschriebenen Tätigkeiten allemal: Das bei dieser Art von Festen eingenommene Geld kommt nämlich in der Regel vollständig linken Projekten, Zeitungen, Gefangenen oder einem anderen auf den Plakaten und/oder

Handzetteln meist klar benannten Zweck zugute.

Allerdings kann man an der Häufigkeit solcher Veranstaltungen' auch ein grundsätzliches Problem der linksradikalen, linken und Antifa-Szene ablesen: Die permanent schlechte finanzielle Situation. Diese Geldknappheit erschwert die Arbeit vieler Projekte, Gruppen oder Initiativen beträchtlich. Die Summen, die benötigt werden, um beispielsweise eine Kampagne zu einem inhaftierten, mit einem Prozeß bedrohten Antifa zu initiieren, belaufen sich in Dimensionen, die für linke Gruppen nicht aus eigener Kraft aufzubringen sind.

Da gibt es also erstens die gesamte Pressearbeit, die die Herstellung und den Versand von Pressemappen genauso umfaßt, wie ausgiebige Telefonate oder, wenn möglich, die Besetzung eines Pressebüros. Zweitens ist es manchmal notwendig, ein permanent zu aktualisierendes Infopapier zu erstellen, aus dem sich Inter-

essierte sowie Außenstehende über die momentane Situation der Gefangenen bzw des Pozesses informieren können. Plakate müssen her, vielleicht will man auch eine Demonstration organisieren. Nicht zuletzt müssen Anwälte bezahlt werden, sicherlich der kostenaufwendigste Teil der Soli-Arbeit.

All das verschlingt also Un-« mengen von Geld, welches fast ausschließlich durch Spenden oder eben den Einnahmen von Soliparties oder Solikonzerten zusammenkommt. Denn auch die linken Kollektive und Firmen, die früher mit regelmäßigen finanziellen Unterstützungen der Bewegung halfen, sind weniger geworden und meist selbst in einer finanziell nicht so rosigen Situation.

So bleibt - gerade bei Linken, die jenseits fester Organisationsstrukturen arbeiten viel an den Soliparties hängen, zu deren Besuch hier ausdrücklich aufgefordert sei.

HENDRIK LIEBSCH

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