nd-aktuell.de / 17.02.1994 / Brandenburg / Seite 17

Fünf Hochhäuser sollen gekippt werden

(ND-Kammer). Auch das Bezirksamt Mitte plädiert für mehr Wohnungen und weniger Hochhäuser am Alex. Die Vorstöße von Bausenator Nagel in dieser Richtung hätten die eigene Auffassung nur bestärkt, erklärte gestern Baustadträtin Dorothee Dubrau. Das Bezirksamt geht sogar noch weiter als Nagel und will nicht nur vier, sondern mit dem Kaufhofturm fünf der insgesamt 13 Hochhaustürme des von Stadtentwicklungssenator Hassemer unterstützten Kollhoff-Entwurfs kippen.

Der Wohnanteil soll an der Gebäudefläche direkt am Alex 20 Prozent betragen und dann in den Neubauten nördlich des Platzes auf bis zu 70 Prozent ansteigen. Damit würde sich die Wohnfläche gegenüber dem Kollhoff-Entwurf verdoppeln. Der sieht bisher rund 20 Prozent Fläche im gesamten Bereich bis zur Mollstraße für Wohnen vor. Offenbar ist dieser Anteil sogar nur mit einem Trick erreicht worden: Die bereits existierenden Wohnungen seien in diese 20 Prozent mit einbezogen worden, was schlicht Betrug sei, meinte die Baustadträtin. Sie verlangte Gleichbehandlung aller Investoren. Es könne nicht sein, daß diejenigen, die direkt am Alex bauen, wie bei Kollhoff bisher geplant, nur 8

Prozent Wohnfläche vorsehen müssen und damit von der Pflicht aller Investoren in Berlin entbunden werden, mindestens 20 Prozent zu bringen. Wohnungsabriß komme für den Bezirk nur auf dem Grüner + Jahr-Grundstück nördlich der Memhardstraße in Betracht.

Diesen Standpunkt habe das Bezirksamt schon immer vertreten, doch sei man bisher nicht gehört worden, sagte Frau Dubrau. Der ganze Streit jetzt habe seine Ursache darin, daß Stadt und Investoren den Alexwettbewerb im Schnellverfahren durchgezogen haben, ohne vorher zu wissen, was man denn wolle.

Das Bezirksamt bereitet jetzt die Bebauungspläne vor. Dabei geht man vom Kollhoff-Entwurf aus, „wir werden aber versuchen, unsere Wünsche einzuarbeiten“, so Dubrau. An Beschlüsse des Senats, der schon im Januar über den Entwurf entscheiden sollte, werde man sich aber halten. Auf alle Fälle sollen aber die Ergebnisse von Umweltverträglichkeits- und Millieuschutzprüfungen berücksichtigt werden. Dann soll es sich auch erweisen, ob die Türme wirklich 150 Meter hoch werden können. Mit dem Baubeginn rechnet Dubrau nicht vor 1996.