nd-aktuell.de / 17.02.1994 / Brandenburg / Seite 17

Freuen kann sich nur die Autolobby

Klaus Kimme

Rechts die Niederkirchnerstraße in Mitte, durch Mauerreste getrennt vom „Prinz-Albrecht-Gelande“, auf dem zwischen 1933 und 1945 sich die Zentralen von Gestapo und SS sowie das Reichssicherheitshauptamt befanden und das seit 1987 als Dokumentation „Topographie des Terrors“ der Öffentlichkeit zugänglich ist ND-Foto: Burkhard Lange

Den Versuch, die im Straßenbahnkonzept des Senats ursprünglich enthaltene Stra-ßenbahn durch die Leipziger Straße noch zu retten, wischten am Mittwoch im Verkehrsausschuß die Vertreter der Großen Koalition mit einem Federstrich vom Tisch. Bündnis 90/ Grüne hatten bereits im vergangenen September in einem Antrag an das Abgeordnetenhaus den Senat aufgefordert, „die Planungen der Straßenbahnstrecke von der Mollstraße über Alexander-

platz, Leipziger Straße, Potsdamer Platz zum Kulturforum“, so voranzutreiben, daß noch 1994 mit dem Bau begonnen werden kann.

Nach zum Teil hitziger Debatte stimmte der Verkehrsausschuß mehrheitlich nun gestern einer kleinen aber wesentlichen Änderung - eingebracht von CDU und SPD zu. Die Leipziger Straße taucht in der Formulierung überhaupt nicht mehr auf. Mittlerweile prüft die Verkehrsverwaltung ja bereits

schon „alternative Varianten“, wobei die Strecke durch die Niederkirchnerstraße favorisiert wird. Wieviel Ernsthaftigkeit dahinter steckt, kann jeder nach der Betrachtung unseres Fotos für sich selbst entscheiden.

Gekippt wurden auch die Anträge „Einrichtung des Fünf-Minuten-Taktes auf dem Südring“ (Bündnis 90/Grüne) und „Gewährleistung des S-Bahnhalts am Hackeschen Markt“ während

der Zeit der Stadtbahnsanierung (PDS).

Freuen dagegen kann sich die Autolobby. Denn im Bereich der Kreuzung Autobahn Hamburg/ Waidmannluster Damm in Reinickendorf soll auf Antrag der FDP eine weitere Abbiegespur eingerichtet werden. Kostenpunkt derzeit etwa 200 000 Mark. Für die können dann etwa 15 Autos mehr pro Ampelschaltung das Nadelöhr passieren.

KLAUS KIMMEL