nd-aktuell.de / 17.02.1994 / Politik / Seite 21

Tter Geist dahinter

African Head Charge ist afrikanischer Ethno-Dub vermischt mit den Sphärenklängen moderner Synthesizermusik. Die Gruppe, bzw eher das Projekt African Head Charge begann vor einigen Jahren als lose Zusammenarbeit zwischen Musikern aus der Karibik und dem Produzenten Adrian Sherwood. Das Große Ganze entstand auf Sherwoods Label „On-U-Sound“ Kürzlich erschien auf dem Label, das unter eingefleischten Fans anspruchsvoller Tanzmusik Kultstatus genießt, die neunte Platte der vornehmlich jamaikanischen Musiker. Die musikalischen Einflüße bei African Head Charge sind vielseitig: traditionelle afrikanische Percussion ä la Percussion aus Ghana, Gitarre im typischen Juju-Stil (der nigerianischen Pop-Musik), tanzbare Synthi-Tracks und HipHop-Lines, vermischt mit Roots-Reggae und klassischen On-U-Sound-Klängen.

Bonjo Iyabinghi Noah, mittlerweile Kopf der Band, bekam die Trommeln sozusagen

mit in die Wiege gelegt. Er wuchs auf Jamaika in einem Rasta-Camp auf, in dem, das ist so üblich, die Trommeln die einzigen Instrumente waren. Sie sind dort auch ein wichtiges'Element spiritueller Zeremonien.

Die Zusammenarbeit zwischen den Musikern und Adrian Sherwood ist immer sehr fruchtbar gewesen. „Es ist wie Hausbauen“, sagt Bonjo. „Wir beginnen mit den Grundfesten und bauen immer weiter darauf auf. Später kommt dann Adrian und setzt das Dach darüber“ Adrian Sherwood, unter anderem auch durch das Industrial Tanzmusikprojekt Tack Head, das Dub Syndicate und die Zusammenarbeit mit Gary Clail bekannt, gilt als Meister am Mischpult und genießt durch seine offene und kreative Art der Zusammenarbeit großen Respekt unter Musikern. Er wird zwar beim Konzert nicht anwesend sein, aber der Geist des Soundmagiers wird mit der Musik im Raum schweben.

DARIO AZZELLINI