nd-aktuell.de / 18.04.1994 / Sport / Seite 14

Hofmann-Come back erhitzte die Gemüter

Kanu: Birgit Schmidt wieder vorneweg

Von FRANK THOMAS

Das erfolgreiche Comeback des Mannheimers Detlef Hofmann nach zweijähriger Dopingsperre hat am Sonnabend beim ersten Test der deutschen Kanu-Elite in Duisburg für Turbulenzen auf dem Wasser und hinter den Kulissen gesorgt. Der 30jährige, der am Vormittag zum Auftakt die 2 000 m klar zu seinen Gunsten entschied, sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, daß er nach den Statuten des Internationalen Kanu-Verbandes in der Zeit seiner Sperre nicht ausreichend kontrolliert wurde. „Diese Unterstellungen sind eine böswillige Schädigung unseres Verbandes“, erklärte Bundestrainer Josef Capousek.

„Die Bestimmungen der ICF sind aus meiner Sicht nicht maßgebend, weil er vor zwei Jahren vom nationalen und nicht vom internationalen Verband gesperrt wurde. Zudem müßte ein Athlet gehirnamputiert sein, wenn er bei der Einnahme unerlaubter Mittel erwischt wurde und es dann wieder versucht“, stellt sich der Bundestrainer vor den Athleten.

Nach seinem 2 000-m-Erfolg und dem ersten Platz im B-Lauf über 500 m schaffte Hofmann als „Quereinsteiger“ auf Anhieb den Sprung in den Auswahlkader und wird am Donnerstag die Reise ins Höhentrainingslager nach Mexiko mit antreten.

Sportlich präsentierte sich die Essener Kajak-Garde in Duisburg in Glanzform. Neben den Olympiasiegern Thomas Reineck und Mario von Appen

schafften auch die Außenseiter Gabor Ördög und Lutz Liwowski (beide Essen) den Sprung in die Auswahl. Im 500-m-Rennen der Einer-Kajakfahrer gewann Ördög vor seinem Vereinskollegen Liwowski. Sie werden beim Höhentrainingslager in Mexiko dabeisein, müssen allerdings den Kostensatz in Höhe von 5 500 Mark aus eigener oder der Vereinskasse tragen, während die mit einem Bonus bedachte Kernmannschaft auf DKV-Kosten reist.

Vor allem für den Kajak-Vierer wird dieses Training in der Höhe vorentscheidenden Charakter tragen, denn Hofmann liebäugelt wieder mit seiner 91er Stammposition als Schlagmann. Und aus dem Olympiasieger-Boot wird freiwillig niemand seinen Platz räumen. Wer die vier stärksten der fünf Kajakfahrer sein werden, ist nach dem Duisburger Test völlig offen, da die Vorbereitung sehr unterschiedlich verlief und derzeit noch schwache Resultate von Andre Wohllebe oder Oliver Kegel (beide Berlin) im Moment von niemandem tragisch genommen werden.

Bei den Frauen behauptete sich die Potsdamer Olympiasiegerin Birgit Schmidt, die für Mannheim startet, über 500 m deutlich vor Ramona Portwich (Hannover), die zuvor die 2 000 m für sich entschieden hatte und auch die Rangliste anführt. Im Canadier dominierten mit Matthias Röder (Wolfsburg/500 m) und Thomas Zereske (Neubrandenburg/2 000 m) die beiden WM-Einzelstarter