Gemeinsam mit anderen aus der internationalen Christlichen Friedenskonferenz habe ich in den achtziger Jahren, als die Konfrontation zwischen West und Ost immer gefährlicher wurde, die „Torgau-Initiative“ ins Leben gerufen: Seminararbeit in Leipzig und Veranstaltungen in Torgau mit internationaler Beteiligung, vor allem aus den USA und der Sowjetunion. Das war kein „verordneter Antifaschismus“ - nach dem Bericht der Enquete-Kommission vor dem Bundestag hieße die offiziell genehmigte Version dann wohl „diktierter Antifaschismus“ -, sondern eine Initiative von unten. Angesichts der in den achtziger Jahren größten Menschheitsgefahren, der Überrüstung, dem Elend der Dritten Welt und der weltweit zunehmenden ökologischen Zerstörung wollten wir mit der Torgau-Initiative eine wirksame länder- und blockübergreifende Zusammenarbeit einfor-
dern. Die Torgauer Eibbrücke mit dem Denkmal schien uns der am besten geeignete Ort, war sie doch Symbol des gemeinsamen Willens, die Menschheit vor der damals größten Barbarei, dem Faschismus, zu bewahren.
Die Brücke ist zerstört, das Denkmal wird wohl bald folgen. Die Logik der neuen Weltordnung lehrt uns, daß nach Ausschaltung des West-Ost-Konfliktes nun auch die Gefahr einer weltweiten Barbarei ausgeschaltet sei und also Initiativen wie die von Torgau überflüssig seien. Da ist aber noch das Grab des amerikanischen Elbe-Soldaten Joe Polowsky, der sich 1983 in Torgau beisetzen ließ. Schlimm, daß als Erinnerung an ein gutes Erbe und als Mahnung für die Zukunft nur noch ein Grab als Symbol bleiben wird. Gut, daß wenigstens dieses Grab noch eine Weile bleiben wird, bleiben muß. Horsta Krum, 12277 Berlin
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/492161.da-ist-aber-noch-das-grab-von-joe-polowsky.html