Unterhaltung gibt den Trend an

Drahtlose Datenübermittlung und digitale Unterhaltungselektronik sind Messe-Schwerpunkte

  • Martin Brust, Hannover
  • Lesedauer: 3 Min.
Derzeit ist quasi jedes Thema ein Trend - auf diesen Schluss kommt man, wenn man im Vorfeld der Computermesse die Experten-Meinungen Revue passieren lässt. Ob das dann später auch wirklich eintritt, zeigt erst der Rückblick - wie das Beispiel UMTS belegt. Der neue Mobilfunkstandard wird seit dem Jahr 2000 mindestens einmal jährlich zum Trend erklärt - und ist hier zu Lande doch noch nicht gestartet.
Angesichts der internationalen Vermarktung der CeBIT, die es auch in einer australischen, amerikanischen und asiatischen Ausgabe gibt, wirbt man natürlich mit einem englischen Schlagwort. Im Detail bedeutet der so formulierte »spirit of tomorrow«: Wir werden morgen anders einkaufen, verkaufen, leben und arbeiten!. Danach soll der der wirkliche Trend die Digitalisierung breiter Lebensbereiche sein. Unter diesem Motto veranstaltet auch Prozessorhersteller Intel seine zentrale Pressekonferenz auf der CeBIT. Intel hatte bereits im Februar einen Chip vorgestellt, der alle wichtigen Mobilfunkstandards integriert. Allerdings hatte der Konzerns auch Anfang März seine Umsatzprognose für das laufende Quartal leicht gesenkt, weil die Nachfrage nach Chips insgesamt doch nicht so hoch ist, wie im Januar erwartet. Nach Angaben der Marktforschung IDC soll der weltweite Markt für PC-Chips 2004 um 18 Prozent zulegen und bis 2008 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 7,8 Prozent zeigen. Das lässt auch für die Messe hoffen: Mit über 6400 Ausstellern auf 334000 Quadratmetern Fläche hat die CeBIT 2004 zwar noch immer nicht wieder das Niveau des Rekordjahres 2000 erreicht - die Erwartungen der Veranstalter sind jedoch nach deren Angaben deutlich übertroffen worden. Gegenwärtig hat man vor allem zwei Besuchergruppen im Fokus: Die aus dem Handel sowie die aus dem Mittelstand. Beiden wurden auf der Messe eigene, große Bereiche gewidmet. Die am häufigsten genannten Trends scheinen der drahtlose Internetzugang per WLAN (Wireless local area network) sowie die digitale Unterhaltungselektronik zu sein. Dazu passt, dass Hauptredner der Eröffnungsveranstaltung Kunitake Ando ist, der Vorstandsvorsitzende von Sony. Erstmals in der Messegeschichte spricht damit ein Unternehmenschef, dessen Firma mehr der Unterhaltungsbranche denn dem IT-Geschäft zugeordnet ist. Kein Wunder, dass im Vorfeld produktseitig vor allem neue, noch bessere Digitalkameras und digitale Videorecorder in aller Munde waren. Der Chef von der Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile, René Obermann, sieht den Mobilfunk der dritten Generation, kurz UMTS, auf der Zielgeraden. Der Konsument jedoch sieht bislang nichts von der Technik, und das dürfte sich auch zur CeBIT nicht ändern. Es ist nicht damit zu rechnen, dass deutsche Mobilfunkbetreiber auf der Messe oder danach Endgeräte oder gar Angebote präsentieren. Nur Vodafone ist in Deutschland bereits mit einer Datenkarte für den Laptop gestartet, die sich aber vor allem an Geschäftskunden richtet. Der asiatische Mobilfunkbetreiber Hutchinson, der bereits vor einem Jahr als erster Anbieter in Europa UMTS-Telefone in Großbritannien und Italien in die Läden brachte, hat seine eigenen Erwartungen nicht einhalten können. Eine Million Kunden sollten bis Ende 2003 für UMTS gewonnen werden, knapp 350000 waren es tatsächlich. Die neuen Dienste - wie etwa Videotelefonie, interaktive Spiele oder TV-Programme auf dem Handy - können die Nutzer offensichtlich bisher nicht überzeugen, zumal die Preise für die Gerät bei 350 bis 550 Euro liegen. Außerdem konnten die Telefonhersteller nicht genügend und nicht genug fehlerfreie Geräte liefern, so dass Hutchinson das Weihnachtsgeschäft regelrecht verpasste. Dennoch herrscht bei dem Unternehmen eine fast schon trotzig anmutende Zuversicht - nun will man eben zwei Millionen Kunden bis Ende 2004 erreichen. Marktforscher wie die von Forrester Research sind realistischer als die Netzbetreiber, die noch vor zwei Jahren für 2004 einen UMTS-Anteil von bis zu 15 Prozent voraus gesagt hatten. Forrester erwartet einen so hohen Anteil erst im Jahr 2007.
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