Erfahrung zahlt sich aus

Hessische Firma vertraut auf ältere Arbeitnehmer

Soziales Engagement und finanzieller Erfolg schließen sich nicht aus. Auch nicht in Zeiten des von der rot-grünen Bundesregierung betriebenen Kahlschlags im Bildungs- und Sozialbereich. Ein Beleg für diese These ist das Stahlbauunternehmen Herdt im hessischen Rödermark. Seit drei Generationen gehöre die Wahrnehmung einer »gesellschaftlichen Verpflichtung« zur Firmenphilosophie, betont Geschäftsführer Peter H. Herdt. Sein Unternehmen liegt inmitten der wirtschaftlich starken Rhein-Main-Region und ist seit 83 Jahren in den Bereichen Stahlhochbau, Gewerbebau, Industriebau und Verwaltungsbau tätig. Gezielt werden ältere Arbeitnehmer eingestellt. Bei der Bundesagentur für Arbeit gelten sie schon längst als »unvermittelbar«. Der Vorteil dieser Menschen sei ihre große Erfahrung, sagt Herdt. Wo jüngere Arbeitnehmer erst angelernt werden müssten, sind erfahrene Kollegen vom ersten Tag an einsatzbereit. Etwa 20 Prozent der Belegschaft des mittelständischen Unternehmens sind älter als 50 Jahre. Sie kommen hauptsächlich in der Fabrikation zum Einsatz, manche gehen aber auch noch auf Montage. In der Stahlbranche sei Fingerspitzengefühl gefragt. »Da macht sich Erfahrung bezahlt«, nennt Peter H. Herdt einen weiteren Vorzug seiner älteren Beschäftigten. Aber auch der Jugend wird eine Chance gegeben. Die heftig diskutierte Ausbildungsplatzabgabe würde das Unternehmen nicht treffen. Besonders Jugendliche mit schlechten Zeugnissen und Lernschwächen, die auf dem Arbeitsmarkt ebenso chancenlos wären wie Ältere, finden bei Peter H. Herdt einen Ausbildungsplatz. Um ihre Defizite auszugleichen, kommt einmal wöchentlich ein Lehrer in den Betrieb, der den gegenwärtig vier Auszubildenden hilft, die Anforderungen der Berufsschule zu meistern. So bestanden bisher alle ihre Prüfungen. Auch ein wenig praktische Lebenshilfe wie die Beratung in finanziellen und behördlichen Angelegenheiten steht auf dem Programm. Bis vor fünf Jahren übernahm der Chef diese Aufgabe noch selbst. Nun fehle ihm einfach die Zeit, bedauert Herdt. Für beide Seiten lohnt sich das Engagement. Fast alle Jugendlichen werden nach ihrer Ausbildung vom Betrieb übernommen, dem so qualifizierte und motivierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Auch für die 50-Jährigen ist es ein gutes Gefühl, noch nicht zum »alten Eisen« zu gehören. Mit der sozialen Firmenpolitik und der Mischung aus Alt und Jung werde nicht zuletzt ein sehr gutes Betriebsklima geschaffen, findet Herdt. Und davon profitiere das Unternehmen auch finanziell. Infos: www.herdt-bauen-mit-stahl.de
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