Bombardier: Zweites Aus für Ammendorf

Konzern will Werk bei Halle Ende 2004 schließen

Der Bahntechnik-Hersteller Bombardier will spätestens 2005 sein Werk in Halle-Ammendorf mit rund 750 Beschäftigten schließen. Das gaben Vertreter des kanadischen Konzerns am Mittwoch bekannt. Die Beschäftigten reagierten darauf ebenso mit Bestürzung wie Kommunal- und Landespolitiker. IGMetall und Betriebsrat kündigten Widerstand an.

Halle (ND/Agenturen). Begleitet von wütenden Protesten der Belegschaft sagte Bombardier-Manager Wolfgang Tölsner in Halle, von den derzeit noch 745 Arbeitsplätzen des Waggonbauwerkes in Ammendorf würden 641 bis Ende 2004 abgebaut. Bis zum dritten Quartal 2005 werde der Standort komplett geräumt. Es bleibe nur das Ausbildungszentrum mit derzeit 135 Lehrlingen erhalten. Die Pläne zum Umbau in einen Servicestandort, so Tölsner, seien gescheitert. Dem widersprach der IG-Metall-Bezirksleiter Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Hartmut Meine. Weder habe Bombardier das in einer Standort-Vereinbarung, die 600 Arbeitsplätze bis Ende 2006 vorsah, festgelegte Qualifizierungscenter geschaffen, noch habe man den Ausbau zum Servicestandort ernsthaft begonnen. Meine sprach von »dreistem Wortbruch«. Bombardier betreibe eine rücksichtslose Standortpolitik. Dies werde man nicht widerspruchslos hinnehmen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) sagte: »Die Landesregierung wird sich zunächst um eine Auffanglösung bemühen und versuchen, eine Anschlusslösung zu finden.« Die PDS-Landtagsfraktion sprach von einem »gravierenden Einschnitt in die wirtschaftliche Lebensfähigkeit der Region«. Der Standort und seine Arbeitsplätze müssten erhalten bleiben. Der Ammendorfer Waggonbau, in der unter anderem ICE und S-Bahnen gebaut werden, hatte schon 2002 vor dem Aus gestanden. Bombardier rückte davon erst nach Intervention der Bundesregierung ab. Diese kündigte jetzt an, bei der Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen helfen zu wollen. Man werde gemeinsam mit dem Land Sachsen-Anhalt dazu ein Regionalkonzept erarbeiten, sagte Regierungssprecher Béla Anda gestern in Berlin. Der weltgrößte Bahntechnik-Hersteller Bombardier Transportation will sieben seiner 35 Werke in Europa schließen. In Deutschland sollen insgesamt 1500 Stellen wegfallen, darunter am größten Standort Hennigsdorf bei Berlin mit 2100 Beschäftigten rund 150 sowie weitere Stellen im Werk Niesky in Ostsachsen. Bisher beschäftigt die Bahnsparte des Konzerns in Deutschland rund 9000 Mitarbeiter. Weltweit sind 2004 die Bombardier-Werke Amadora (Portugal) sowie Doncaster und Derby Pride Park (Großbritannien) von Schließung bedroht, 2005 die Werke in Pratteln (Schweiz),...

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