Ein Stück fürs Herz und für die Fantasie

»Oscar und die Dame in Rosa« der Werkbühne Berlin

Erzähltheater kann mitunter anstrengend sein. Die Sprache ist zentrales Mittel. Und als bei der Premiere von »Oscar und die Dame in Rosa« im Theater o.N. in Prenzlauer Berg sich das Spiel als pure Nacherzählung entpuppte, da wurde den Zuschauern schon einiges an Konzentration abverlangt. Hörbar wurde das auch durch das ständige Knarren der Sitzbänke. Für den zehnjährigen Oscar ist das Leben ungeheuer schwer. Nichts ist so, wie es sein sollte. Seine Wünsche, seine Umgebung, seine Lebensvorstellungen - alles läuft aus dem Ruder. Verständlich, denn Oscar liegt an Leukämie erkrankt im Krankenhaus und weiß, dass er bald sterben wird. Der Junge lernt die vitale Oma Rosa kennen und beginnt durch ihre Anregung, Briefe an Gott zu schreiben. Dem französische Autor und Philosoph Eric-Emmanuel Schmitt gelang mit der Geschichte ein Bestseller. Die Werkbühne Berlin brachte den Stoff unter der Regie von Ragnar Freidank auf die Bühne. Andreas Loss ist der Erzähler. Der Schauspieler spricht klar und bedächtig. Seine Erzählweise hat einen geradlinigen Rhythmus, ist manchmal ein wenig monoton. Er zeigt nur dann Minenspiel, wenn es unbedingt geboten ist. Die Inszenierung ist also kein Festschmaus für die Augen, aber umso mehr für Fantasie, Verstand und Herz. Andreas Loss sitzt auf einem Stuhl in einem durch Neonlampen abgegrenzten Rechteck. Die Bühne ist in helles, blau-weißliches Licht getaucht. Die kühl gehaltene Atmosphäre lenkt die gesamte Aufmerksamkeit auf den Erzähler. Und der Schauspieler erzählt die Geschichte von Oscar und Oma Rosa hervorragend nach. In keinem Moment entsteht das Gefühl, dass die Perspektive eines Erwachsenen einem Kind übergestülpt wird. Der hoch gewachsene Schauspieler vermittelt überzeugend die sich rasch verändernden Maßstäbe eines sterbenden Jungen, der gerne 120 Jahre alt geworden wäre und deshalb beschließt, von nun ab jeden Tag als zehn Jahre Leben anzusehen. Es gelingt die Botschaft mit dem Stück, je...

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