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HELMUT KOHL im Schauspielhaus:

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Teilung Deutschlands, die Teilung Europas, die Teilung der Welt schien fest zementiert. Was sich freilich, meine Damen und Herren, in historischer Perspektive als eine Momentaufnahme der Geschichte darstellt, erschien damals vielen Zeitgenossen wie für die Ewigkeit gemeißelt. Und wenn wir heute gemeinsam den Blick in die Zukunft richten, so wollen wir uns ehrlich auch stets an die ganze Geschichte erinnern, die hellen Seiten und an die dunklen Kapitel.

Wir wollen mit einem Wort gute Nachbarschaft in einem Europa freier und gleichberechtigter Völker. Und wir gewinnen die Zukunft aber nur, wenn wir auch die Leh-

ren aus den dunklen Kapiteln der Vergangenheit nicht vergessen.

Die unselige Entwicklung in diesem Jahrhundert war das Ergebnis von übersteigertem Nationalismus und Vormachtstreben, von Rassenwahn und Klassenhaß. Totalitäre Diktaturen und menschenverachtende Ideologien haben in unseren Ländern millionenfaches Unglück über die Menschen gebracht. (...) Der Pakt der Diktatoren Hitler und Stalin legte die letzte Schranke vor dem Krieg nieder, den dann die NS-Gewaltherrschaft kurz darauf entfesselte.

Wir vergessen den deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 nicht. Von Deutschen und in deutschem Namen ist dem russischen Volk Schreckliches angetan worden. Wir verneigen uns vor den vielen Millionen Toten, die dieser entsetzliche Krieg Ihrem Land kostete. Wir wollen und dürfen dies alles nicht vergessen - und ebensowenig wollen und dürfen wir vergessen, was später Deutschen in der Revanche angetan wurde. Dies alles darf weder verdrängt, noch kann aufgerechnet werden, aber wir wollen daraus lernen.

Wir Deutsche mußten die schmerzliche Teilung unseres Vaterlandes erleben. Die Blockade Berlins, das Regime der Unfreiheit im Osten unseres Vaterlandes, Mauer und Stacheldraht belasteten unsere Beziehungen schwer. (...) Erst die vor knapp zehn Jahren in der damaligen Sowjetunion eingeleitete Politik des Wandels und der Offenheit .beendete letztlich die. Anomalie im Herzen Europas. Als' am 9. November r 1989 die Mauer fiel, entschied die sowjetische Führung, sich dem nicht entgegenzustellen. BORIS JELZIN nach Abmeldung der russischen Truppen auf dem Berliner Gendarmenmarkt:

Niemand hat verloren im vergangenen Krieg, weder das deutsche Volk noch Rußland. Das faschistische Hitlerregime und Hitler“ haben uns diesen Krieg aufgezwungen und wir waren gezwungen, das Unheil abzuwenden. Das deutsche Volk war daran nicht schuld und wir werden nie dem deutschen Volk solche Vorwürfe machen.

Mein persönlicher Dank gilt vor allem meinem Freund Helmut Kohl, der uns sehr große Unterstützung erwiesen hat beim Abzug, bei der Verlegung unserer Truppen von Deutschland nach Rußland. Herr Helmut Kohl hat den Präsidenten Rußlands um keine einzige Mark betrogen.

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