nd-aktuell.de / 02.09.1994 / Politik / Seite 6

Frankreich für Waffenembargo Protest gegen Manöver mit USA im Ural

Balladur fordert Unnachgiebigkeit gegenüber bosnischen Serben

Pale/Paris/Sarajevo (dpa/Reuter/ND). Das Parlament der bosnischen Serben hat eine für Donnerstag vormittag in Pale angekündigte Sitzung ohne Begründung verschoben. Frankreich forderte internationale Geschlossenheit gegenüber den bosnischen Serben, warnte aber vor Aufhebung des Waffenembargos gegen die Moslems. Dagegen sei eine Lockerung der Sanktionen gegen Belgrad denkbar.

Das Parlament in Pale soll nach Angaben seines Präsidenten Krajisnik das Ergebnis des Referendums bestätigen, in dem die bosnischen Serben am Wochenende den Friedensplan abgelehnt hatten. Es wird außerdem voraussichtlich neue Verhandlungen über den Plan der Kontaktgruppe fordern. Die Parlamentarier sollten auch die von Jugoslawien gegen die bosnischen Serben verhängte Grenzblockade und den Abbruch aller wirtschaftlichen und politischen Beziehungen diskutieren und entsprechende Maßnahmen beschließen, berichtete Tanjug.

Frankreichs Premier Balladur und Außenminister Juppe haben die internationale Gemeinschaft aufgefordert, der Unnachgiebigkeit der bosnischen Serben geschlossen entgegenzutreten. „Meine Überzeugung ist, daß der Weg zum Frieden mehr als jemals zuvor durch die Entschlossenheit der Großmächte bestimmt wird, die beschlossenen Maßnahmen in die Tat umzusetzen“, sagte Juppe am Donnerstag in Paris zur Ablehnung des Friedensplanes durch die bosnischen Serben.

Balladur warnte erneut vor einer Aufhebung des Waffenembargos, wie es die USA er-

wägen. Frankreichs Verteidigungsminister Leotard betonte im Rundfunk, daß bei einer Aufhebung der Beschränkungen für Waffenlieferungen die UNO-Truppen im ehemaligen Jugoslawien umgruppiert oder abgezogen werden müßten.

Die UNO hat indes den bosnischen Serben vorgeworfen, in verstärktem Maße Angehörige anderer Volksgruppen zu vertreiben. Der Sonderbeauftragte des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Morris, sagte, auf die Minderheiten in den serbisch kontrollierten Gebieten Bosniens werde sehr starker Druck ausgeübt. Nach UNO-Angaben vertrieben die Serben vergangene Wocha 232 Zigeuner aus der Region Banja Luka. Die Menschen trafen am Dienstag in einem Flüchtlingslager der UNO in Kroatien ein. 420 Moslem und Kroaten würden ebenfalls bedrängt, aus Banja Luka wegzuziehen.