Neun Sekunden Musik mehr im Turm

„Kryptonale 1 , erarbeitet von der Künstlergruppe KrypTonale in Zusammenarbeit mit dem Büro für Kulturvermittlung im Förderband e.V., will den Berlinern zeigen, „welch einzigartige Bauwerke, gleich bei ihnen um die Ecke in stiller Vergessenheit schlummern“ Dafür ziehen .sie in den Wasserturm in Prenzlauer Berg, Belforter Str.l, und veranstalten eine Raum-Klang-Installation und mehrere Konzerte mit ,e^perimepteller., Musik, jp dep dortigen Wasserbehältern. Eine sehr, eigenwilligeüAkustjk mit Nachhallzeiten bis zu neun Sekunden und Echoeffekten harren der Besucher Die Aku-

stik sei prädestiniert für klangorientierte Projekte.

Die 1856 erbaute Anlage hat eine seltsame Geschichte. 1888 kam der zweite Tiefbehälter hinzu. Weil das zugeführte Spree-Wasser zu schmutzig wurde und der Wasserbedarf der Berliner mit dem Werk nicht gedeckt werden konnte, wurde der Turm 1914 stillgelegt, die Wasserbehälter zu Lagerkellern und Fischlagern ausgebaut. 1933 richtete, die SÄ dort Folterkammern ein. Später wurden .die' Be.häjter wieder als Lebensmittellager benutzt. Bis 1952. Seitdem stand der Turm leer, war der

technische Teil laut Veranstalter nicht begehbar Eine Künstlergruppe, bestehend aus Musikern, darstellenden und bildenden Künstlern, Fotografen, Lichtkünstlern, Computer- und Medienspezialisten, möchte den Raumeffekt der beiden Behälter nun für sich nutzen, um den jeweils wechselnden Klangeffekt der Räume, bestehend aus fünf Kreisgängen, einem verschütteten Treppengang und einem Mittelgang Besuchern .zugänglich zu machen. “ ???? :

“ ?Dem Türiti droht der Verfäll, und die Gruppe KrypTonale sieht in den Konzerten eine Alternative zu Abriß oder ander-

weitiger Nutzung. Freunde der experimentellen Musik werden auf ihre Kosten kommen. Ein Live-Konzert (Uraufführung!) mit Katharina Kaufmann, Veronika Otto (beide Gesang) und Henry Mex (Schrottschlagzeuger) findet am 10./11.9. im großen Wasserspeicher, jeweils 15 bis 16 Uhr statt. Die weiteren Konzerte im kleinen Wasserspeicher bestreiten die Gruppen DonGioco, United Berlin (2.9.) und Echo (3.9.) im kleinen Wasserspeicher (jeweils 20 Uhr). Die Raum-TonlnstalIatJori'ist'v6m 1.9 -i'l'.9\, täglich 10-24 Uhr, zu besichtigen - oder besser: zu behören.

PETER KASPER