nd-aktuell.de / 02.09.1994 / Brandenburg / Seite 19

Mit Platzproblemen

Hunderte alter Türen, Treppenstufen, Geländer und Dielen stehen im Schuppen. Mehrere Dutzend zerlegter Kachelöfen in allen Größen füllen Obstkissen und Container. Daneben alte Buntglasfenster, Messinggitter, Hausverzierungen, Beschläge und Fliesen. Manches ist dreihundert Jahre alt. „Das Problem ist, daß man so viel Platz braucht“, urteilt Wolfram Liebchen über seinen Laden „Antike Bauelemente“, als er vor seiner Blockhütte in der Lehrter Straße sitzt und Kaffee trinkt. Sie hat eine Außendusche und daneben steht eine gründerzeitliche Waschschüssel.

Geschäfte mit vorsintflutlichen Möbeln gibt es viele. Nur wenige aber machen sich die Aufarbeitung alter Bauelemente zur Aufgabe. Wer seine Wohnung stilecht renovieren möchte, ist in der Lehrter Straße (Tiergarten) richtig. 1981, noch zu Studien- und Taxifahrerzeiten, fing er zusammen mit dem Flohmarktexperten Hardy Müller an, antiken Bauschrott einzusammeln. Die Abrißwelle in den Bezirken Wedding und Kreuzberg war in vollem Gange. Öfen und Zimmervertäfelungen- kauften sie den Abrißunternehmen ab. Dann waren die Keller voll. 1984 zogen sie durch die Lehrter Straße, um sich bei den ansässigen Firmen nach Gewerberaum zu erkundigen. Erst „wohnten“ sie zur Untermiete (ND berichtete), dann aber kam Liebchen nicht mehr ohne Halle aus und mietete das jetzige Gelände. „Als wir anfingen, stand hier nichts außer zwei Schuppen.“ Jetzt sind es vier geworden, einschließlich Blockhaus. Was als Nebenjob begann, ist heute Liebchens Beruf. Mittlerweile lebt er vom Geschäft. Mit Hardy Müller, der ,j6ichn zwisolienzBitlichiir-ajaf Trödel spezialisiert-hat, teilt er sich das Gelände» iraritiflfasen, Büschen und Bäumen

„in friedlicher Konkurrenz Beide haben auch Sonderposten im Angebot: zum Beispiel das Modell einer Friseurstube. Ost. Oder ein Mosaik aus dem iranischen Konsulat.

Gebrauchtes ist nicht unbedingt billig. Ein Ofen kostet zwischen 500 und 10 000 Mark. Dafür ist der dann rund, mit Bank und über drei Meter hoch. „Früher hatten wir guten Kontakt mit Abrißfirmen, jetzt gibt es sehr häufig Subunternehmer im Geschäft, die wir nicht kennen.“ Trotzdem konnte er „Annemarie fest einstellen“, die die Baustellen recherchiert und sich um Kunden kümmert.