nd-aktuell.de / 29.09.1994 / Sport

Melzig bändigte Ronaldo

Der „Dicke wurde nach dem erlösenden Abpfiff zum Leichtgewicht. „Mir sind nicht Brokken, sondern Felsen vom Herzen gefallen. Jetzt sind die Millionen-Einnahmen gesichert“, atmete Zwei-Zentnermann Reiner Calmund, Manager von Bayer Leverkusen, tief durch. Nach der 5:4-Hinspielgala fighteten sich die Rheinländer auch ohne ihren Denker Bernd Schuster durch das 0:0 beim holländischen Vorzeigeklub Eindhoven eine Runde weiter. Auch Trainer Dragoslav Stepanovic, für den nach dem K.o. im DFB-Pokal und Mittelmaß in der Bundesliga viel auf dem

Spiel stand, konnte durchatmen: „Das war heute die reifste Leistung, seitdem ich bei Bayer bin.“

Einer der Garanten für den Gesamterfolg war der Ex-Cottbuser Jens Melzig. Der Abwehrspieler, im Hinspiel noch schwindlig gespielt und im Kreuzfeuer der Kritik, bändigte diesmal Superstürmer Ronaldo. „Für mich war es ein Spiel wie jedes andere. Ich habe mich auf Ronaldo eingestellt, diesmal war eine Sicherung da, wenn er einmal durchkam“, meinte Melzig. „Überhaupt war es die beste Abwehrleistung seit Jahren“, strahlte Torhüter Rüdiger Vollborn nach dem wichtigen „zu null“ gegen den 13maligen holländischen Meister. Vollborn muß es wissen. Er stand in 31 von 32 Europacup-Auftritten des Werksteams im Kasten.

Davor fegte „Feuerwehrmann“ Tom Dooley als Libero den Strafraum frei. Knapp vier Stunden vor dem Anpfiff hatte die UEFA per Fax dem Amerikaner die Spielberechtung für den UEFA-Cup erteilt. Alle jubelten im Bayer-Lager, nur Ulf Kirsten zog ein langes Gesicht.

Denn der Torjäger, im Hinspiel dreimal erfolgreich, erlitt in der 78. Minute einen Muskelfaserriß und fällt einige Wochen aus. Insgesamt gab es zehn Gelbe Karten (6 PSV, 4 Bayer).

Leverkusen: Vollborn; Dooley; Wörns, Melzig, Happe; Lehnhoff, Scholz, Hapal, Lupescu; Kirsten (78. Thom), Sergio.