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Neues Glück

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MIROSLAV STEPAN: Wiederaufstieg des abgestürzten KPTsch-Kaders Foto: AP

Miroslav Stepan heißt der erste Vorsitzende der am Wochenende im nordböhmischen Usti nad Labern gegründeten Partei der tschechoslowakischen Kommunisten (SCK). Die knapp 300 Delegierten stimmten erwartungsgemäß für ihn, schließlich war seine Volksunion der nationalen und sozialen Rettung Hauptinitiatorin der Neugründung. Der Großteil der Führung der aus der KPTsch hervorgegangenen

KP Böhmens und Mährens

(KSCM) ist Agenturmeldungen zufolge übergetreten.

Mit der Wahl des 49jährigen Stepan hat die SCK ihre politische Orientierung klar gemacht. Der im mittelböhmischen Louny geborene Bauernsohn war 1993 aus der KSCM ausgeschlossen worden, wodurch sich die als „konservativ“ verrufene Partei als „reformerisch“ präsentieren wollte. Der ehemalige KPTsch-Spitzenfunktionär war 1990 vom Stadtbezirksgericht Prag 1 zu vier Jahren Haft, in der Berufungsverhandlung reduziert auf 30 Monate, verurteilt worden. Belege für den Vorwurf, Stepan habe als Chef der Prager Parteiorganisation den Be-*'fehr2üY gewaltstmefi'-AuflÖ 1 sung mehrerer Demonstrationen Ende 1988 /Anfang 1989 gegeben, fanden sich allerdings nur in einem Fall. Der Verurteilte selbst sprach von Kriminalisierung seiner politischen Vergangenheit.

Nach seinem Agraringenieurstudium in Prag war Stepan schnell aufgestiegen: 1972 Abteilungsleiter im ZK des Jugendverbandes, dann Ortsvorsitzender in Prag, 1977 erster Mann im Internationalen Studentenbund. Neun Jahre später wurde er in der Glasnost-Ära zum Prager Parteichef erkoren, 1989 jüngstes Politbüromitglied. Bis zu seinem Absturz 1990 galt er als Anwärter auf den Parteivorsitz.

Mit Gründung der von Stepan geführten SCK dürfte nun die Spaltung zwischen denen, die der alten KP nachtrauern, und denen, die sich als „demokratische Linke“ bezeichnen und bereits zwei Parteien gegründet haben, endgültig sein. Die KSCM, die eine Gratwanderung zwischen beiden versuchte, wäre demnach gescheitert.

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