nd-aktuell.de / 25.04.1995 / Politik / Seite 8

Wechselkurs

Das Jahr hat mit nicht wenig Währungsunruhen begonnen. Die Schwankungen, denen die Wechselkurse unterliegen, scheinen ins Uferlose zu gehen. Es stellt sich die Frage, was die Wechselkurse bestimmt.

Allgemein bezeichnet der Wechselkurs den Preis einer Währungseinheit, der wie andere Preise auch dem Kräfteverhältnis von Angebot und Nachfrage folgen muß. Geläufig ist dabei der Devisenkurs: der Preis einer ausländischen Währungseinheit in inländischer Währung.

Es sind nicht nur Handel und Reiseverkehr, die als Angebot und Nachfrage einer bestimmten Währung wirksam werden. Vielmehr ergibt sich dieser Markt aus unzähligen Salden, die sich in der Außenwirtschaft zwischen zwei Ländern herausbilden - im Handel, Dienstleistungsverkehr und bei den Kapitaltransaktionen. Bereits dieser komplexen Marktstruktur kann entnommen werden, daß ein Wechselkurs scheinbar unergründliche Bewegungen durchlaufen kann, bevor er sich seinem Ausgleichungspunkt angenähert hat.

Der außenwirtschaftliche Verkehr erfordert Zeit, in die*sen Zeiträumen ändern sich die Wechselkurse ständig. Händler und Anleger versuchen sich daher gegen Wechselkursschwankungen abzusichern, indem sie Verträge über zukünftige Währungskontrakte abschließen. Momentan gültige Wechselkurse nennt man Kassakurse, Terminkurse die künftig gehandelten.

Während für die Wirtschaftswissenschaften bis zu diesem Punkt die Frage nach der Bestimmung weitgehend erschöpft ist, gehen marxistische Theoretiker davon aus, daß sich über den Wechselkurs auch die Einbindung eines Nationalkapitals in die Weltwirtschaft abspielt. Danach erhält der Wechselkurs in einem komplizierten Mechanismus über die Geldware, die ,Produktivitätsstufe und die Geldpolitik seine Prägung. Diese Grundbestimmungen machen sich im Verlaufe eines Konjunkturzyklus geltend, überlagert werden sie von täglichen oder gar stündlichen Oszillationen des Marktes. flf