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Bisher nur eine Empfangsbestätigung

Ein Bewohner des Peter-Mühlens-Weges in Hamburg beantragte Umbenennung

  • Lesedauer: 2 Min.

Zu Ihrem Beitrag „Gedenken an die Opfer des KZ Neuengamme“ im ND vom 15./16. 4..

Am 20. April nahm der Hamburger Bürgermeister Voscherau an einer Gedenkveranstaltung für die im April '45 von der SS gehängten 20 jüdischen Kinder teil. Am Vormittag dieses Tages wurden in Burgwedel einige Straßen nach diesen Kindern benannt.

Gleichzeitig schmort beim Senatsamt für Bezirksangelegenheiten in Hamburg seit November 1994 mein Antrag zur Umbenennung des Peter-Mühlens-Weges (Hamburg-Langenhorn), dessen Bewohner ich bin. Professor Peter Mühlens (1874-1943) war bis zu seinem Tod Direktor des Ham-

burger Tropeninstituts und Professor für Tropenmedizin. Wie jüngste, von der Hamburger Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Auftrag gegebene Forschungen belegen, war Mühlens mitverantwortlich für Menschenversuche (im Rahmen von Flecktyphus- und Malariaforschungen) an wehrlosen Juden des Warschauer Gettos und an psychisch Kranken der Heilanstalt Hamburg-Langenhorn. Er war sich nicht zu schade, die SS im Jahre 1942 um Vermittlung von Versuchen an KZ-Häftlingen von Neuengamme, zu bitten. Er brauche „Material von frischen Fällen“ 1940 gab Mühlens seinen Kollegen auf einer Tagung von Trspenme-

dizinern mit auf dem Weg, der deutsche Kolonialarzt solle nicht nur fachlich kompetent, sondern auch „bis auf die Knochen ein guter deutscher Nationalsozialist“ sein. Im gleichen Jahr schrieb er im Hamburger Tageblatt: „Der alte deutsche Satz: Für die Tropen sind unsere Besten gerade gut genug! gilt auch heute noch; ebenso die Forderung nach Herren- bzw Führereigenschaften. Wir sollen ja gegenüber den Eingeborenen Führer und Lehrmeister sein; (...). Unbedingte Aufrechterhaltung der Rassentrennung sowie eines geordneten Verhältnisses zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist dazu erforderlich.“

Doch was die eine Hamburger Behörde erforschen läßt, läßt die Kollegen der anderen Behörde noch lange kalt, mögen sich die Ehrungen für die Opfer des deutschen Faschismus im April und Mai noch so häufen. Zwar erhielt ich noch im November eine Empfangsbestätigung auf meinen Antrag, doch eine Beantwortung steht bis heute aus.

Die Ergebnisse der genannten Forschungen sind jedermann zugänglich in Buchform: Stefan Wulf: Das Hamburger Tropeninstitut 1919 bis 1945. Dietrich-Reimer-Verlag 1994.

RENE SENENKO, 22419 Hamburg

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