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Spendenbereitschaft stagniert

Um die Kassen zu füllen: Verbände setzen auf Telefonmarketing

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Spenden-Bereitschaft der Bundesbürger stagniert. Seit drei Jahren werden für humanitäre und karitative Zwecke unverändert rund 4 Milliarden DM jährlich aufgebracht. Einkommenseinbußen lassen jetzt einen Rückgang erwarten. Gleichzeitig stoßen immer neue Spendenorganisationen auf den Markt. Allein im humanitär-karitativen Bereich tummeln sich schätzungsweise knapp 20 000 Verbände. Zusammen mit Gruppen, die Gelder für Kultur, Sport, Denkmalpflege und andere Bereiche mobilisieren, dürfte sich die Zahl der Spendenorganisationen auf bis zu 270 000 summieren. Nun sollen die Kassen verstärkt über Telefon-Werbung gefüllt werden.

Ob er nicht die Patenschaft für ein obdachloses Kind aus Rio de Janeiro übernehmen oder ein Krankenhausprojekt in Afrika fördern wolle, wurde

schon so mancher unverhofft am Hörer bedrängt. Solche Spendenwerbung ist eine „sehr neue Erscheinung“., stellt das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) in Berlin fest. Die Reaktion der Öffentlichkeit sei zwiespältig.

Das Vertrauen zu Spendenorganisationen ist aufgrund negativer Schlagzeilen wie bei den jüngsten Hilfsaktionen in Afrika ohnehin nicht gestiegen. Burkhard Wilke von der DZI hält Telefon-Marketing zwar für eine „wenig verbindliche Form“ Dennoch sollte es nicht von vornherein verteufelt werden. Auch der Deutsche Direktmarketingverband (DDV) lehnt es nicht generell ab. Das Problem sei aber die einzuhaltende Rechtssprechung, die sehr enge Grenzen setzte.

Leider gebe es auch Auswüchse bei sogenannten „kalten Telefonanrufen“, erklärt DDV So sei ein plötzlicher An-

ruf irgendeiner Spendenorganisation und deren Werben rechtswidrig, wenn der Kunde zuvor nicht seine Einwilligung gegeben habe - stillschweigend oder durch eine Einverständniserklärung. Inzwischen gebe es ein Reihe gerichtlicher Urteile zur Telefonwerbung.

DZI-Expertin Verena Stange meint, daß vor allem die sogenannte aktive Telefonwerbung bei willkürlich ausgewählten Adressen oft als belästigend empfunden werde und auch Mißbrauchsrisiken berge. Riskant für die Organisationen könne aber auch die „passive Werbung“ sein, bei der eine Servicenummer angeboten wird. Ob die Organisation selbst oder Dritte die Spenden einwerben - schlechte Informationen und wenig Fingerspitzengefühl könnten den Organisationen „womöglich einen Bärendienst erweisen“

ANDRE STAHL, dpa

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