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Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt

Die 500 China-Restaurants in Berlin sind nicht auf den Vierbeiner gekommen

  • Lesedauer: 2 Min.

Schauerliches geschieht in Berliner China-Restaurants, wußte eine hauptstädtische Zeitung am 1. April zu berichten. Bei einer Kontrolle des Landesarbeitsamtes am 24. März, wo man illegal Beschäftigten auf der Spur war, soll ein geschlachteter Hund in der Pfanne geschmurgelt haben. Alles erlogen und erstunken, konterten gestern empört mehrere hundert chinesische Gastwirte, die sich in Berlin zusammenfanden, um ihrer Erregung Luft“ zu machen. „Es gibt kein Hundefleisch in chinesischen Restaurants in Deutschland, und somit auch nicht hier in Berlin! Nirgendwo!“ - so die einhellige Antwort der rund 500 Berliner China-Restaurants.

China sei das Land des Lächelns, sagte der Präsident des chinesischen Vereins in Berlin, doch als diese Meldung in der Zeitung erschien; sei ihnen das Lachen vergangen. Es traf wie eine Bombe, denn mit immer wiederkehrenden Falschmeldungen über exotische. Pfannengerichte würde dem Ruf der chinesischen Küche schwerer Schaden zugefügt. Umsatzeinbußen bis zu 30 Prozent träfen die Restaurantbesitzer schwer Ja, der Terror gegen die Tempel asiatischer Feinkost ging bis zu Bombendrohungen.

Weder Landesarbeitsamt, noch Gesundheitssenat, noch das Landeskriminalamt, Referat „Gewerbedelikte“, haben jemals einen Hundeschwanz

arbeiters, der die Grundlage für die Fehlinformation bildete.

Auf der Jagd nach Verrücktem sei der Presse offensichtlich jedes Mittel recht, meinten die Restaurant-Chefs und begründeten dies mit verbreiteten Vorurteilen in Deutschland: „Der Chinese ist 1,60 Meter groß, hat ein breites Grinsen im Gesicht und ißt gerne Hunde- oder Katzenfleisch“ Dies passe in das Raster von Sensationsjournalisten.

Versöhnlich endete das Treffen mit einem chinesischen Spruch: „Nur Narren essen Tiere, Weise dagegen Gemüse.“ Und anschließend ging es ans kalte Büffet - selbstverständlich ohne Hundefleisch.

PETER KIRSCHEY

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