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3 Die Ostdeutschen altern anders

Heute Götterdämmerung in der Union Seniorenreport '94: Die Hälfte der Älteren im Osten ist mit ihrer Lage zufrieden

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (ND-Oertel). In der Bundesrepublik wird es noch über viele Jahre zwei deutsche Alter geben. Zu diesem Schluß kommt der Seniorenreport '94, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Das Sozialwissenschaftliche Forschungszentrum Berlin Brandenburg hatte 1 857 Bürger in den neuen Ländern über dem 50. Lebensjahr im Auftrage der Volkssolidarität nach Befindlichkeit und sozialer Lage befragt.

In der zum dritten Mal seit 1990 erstellten repräsentativen Umfrage unter ostdeutschen Senioren, die diesmal auch auf die 50 bis 60jährigen ausgeweitet worden war, beschrieben die meisten ihre Befindlichkeit zwischen „Nicht mehr DDR“ und „Noch nicht Deutschland“ Nach Einschätzung von Professor Gunnar Winkler vom Forschungszentrum belegten die Untersuchungsergebnisse, daß es kei-

ne DDR-Nostalgie gebe. Wohl aber seien viele Befragte nicht einverstanden mit Art und Weise des Übergangsprozesses. Hoffnungen wie Befürchtungen hätten unter den Senioren im Vergleich zu 1989/90 abgenommen, an die Stelle überdimensionaler Erwartungen seien zum Teil Enttäuschungen getreten, gefolgt von nüchterner Betrachtung von Gegenwart und Zukunft,

resümieren- die Sozialwissenschaftler im Report.

51 Prozent der über 60jährigen und 47 Prozent der 50 bis 60jährigen gaben zu Protokoll, sehr zufrieden oder zufrieden zu sein, teilweise trifft das auf 40 bzw 43 Prozent zu. Unzufrieden oder sehr unzufrieden äußerten sich neun bzw zehn Prozent.

Besonders bedroht fühlen sich die Älteren von Kriminalität und Gewalt. 94 Prozent der Befragten gaben dementsprechende Ängste zu Protokoll, 86 Prozent fürchten politischen Radikalismus. Die Befürchtungen um eine erneute Entwertung des erreichten Lebensniveaus rangieren an

zweiter Stelle. Ängste vor Preis- und Mieterhöhungen haben 73 bzw 68 Prozent, vor Geldentwertungen fürchten sich 66 Prozent der Befragten. Mehr als zwei Drittel sind in Sorge, einmal auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, und mehr als ein Drittel der Befragten haben Angst, Sozialhilfeempfänger zu werden. 28 Prozent der Senioren fühlen sich in der Lage, mit ihrem Einkommen ihre Bedürfnisse befriedigen zu können. Für 46 Prozent ist das nur mit Einschränkungen, für 19 Prozent gar nicht möglich. Die Hälfte der Befragten gab die Auffassung zu Protokoll, daß ihr Alterseinkommen nicht der Arbeitsleistung ihres Lebens entspricht.

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