nd-aktuell.de / 08.06.1995 / Kommentare / Seite 2

GERHARD EBERT

Geist versehen mit einem negativen Vorzeichen. Daß er zu unserem Menschsein in seiner individuellen und sozialen Ausprägung - ich denke an die Bereiche Kunst, Kultur und Wissenschaft - unweigerlich hinzugehört, wurde dabei bisweilen vergessen.

War es zu staatssozialistischen Zeiten mehr der theoretische Materialismus, so ist es heute seine praktische Variante, die in einer geldorientierten und kapitalzentrierten Lebenswirklichkeit Geist einzugrenzen versucht. Dabei käme es darauf an, sich einer „anderen Kultur der Gefühle“ (D.S.) zuzuwenden und dem „Geist der Geistlosigkeit“ sinnvoll zu begegnen, ihn zu überwinden. Resignation, Nihilismus, Frustration, der Meinung, „es habe ja doch alles keinen Sinn“, gilt es wirksam entgegenzutreten.

Hermann Gerathewohl, 04249 Leipzig