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Die nächste Krise kommt bestimmt –jetzt?

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Der aktuelle Konjunkturzyklus hat seinen Zenit überschritten. Zu diesem Ergebnis kommt das IFO-Wirtschaftsinstitut in seinem „Konjunkturtest international“ Die Wachstumsaussichten für Westeuropa werden zwar nach wie vor positiv eingeschätzt (2,9 Prozent), aber vor allem in Nordamerika ist eine Eintrübung unübersehbar

Diese Nachricht dürfte eigentlich niemanden überraschen. In den letzten Jahrzehnten prägen Konjunkturzyklen von 4 bis 6 Jahren den Akkumulationsrhythmus. International wurde der neue Zyklus 1992 eröffnet, und lediglich die Sonderkonjunktur durch den Vereinigungsboom sorgte in der BRD und den westeuropäischen Nachbarstaaten für eine asynchrone Entwicklung. Allerdings bleibt die Frage spannend, ob es sich um eine leichte Delle handelt oder ob die kapitalistischen Hauptländer einen schnellen Absturz aus den Höhen der Prosperität erleben werden.

Gemessen an den Wachstumsraten ist die Talfahrt in den USA rasant: Nach einem Zuwachs von 5,7 Prozent im letzten Quartal 1994 wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres nur 2,7 Prozent erreicht und für das laufende Quartal wird nur noch mit gut einem Prozent gerechnet. Die Aufträge für langlebige Gebrauchsgüter sind rückläufig, und die Schwäche der Binnenwirtschaft macht sich auch im Automobilbereich und im Wohnungsmarkt bemerkbar Erstmals ist im Mai auch die Zahl der Arbeitsplätze deutlich zurückgegangen um rund 100 000.

Die Wallstreet-Ökonomen und die Wirtschaftspolitikor

sprechen lieber von einer „Wachstumspause“ als vom Übergang in eine rezessive Entwicklung. Sie verweisen auf die guten Absatzchancen auf den asiatischen Märkten infolge der Aufwertung des Yen. Und die meisten Beobachter vertrauen eher der Stimmung an den Wertpapierbörsen. Der DOW JONES Aktienindex klettert seit Wochen von einem Allzeitwachstumshoch zum anderen. Auch die Stimmung an den Finanzmärkten paßt in dieses Bild: Die Zinssätze für Schuldverschreibungen und öffentliche Zinspapiere sind deutlich zurückgegangen. Die Optimisten verweisen auf eine moderate Preisentwicklung von ca. drei Prozent, Zinssätze um sechs Prozent, eine zufriedenstellende Entwicklung des Exports und boomende Wertpapiermärkte -weshalb sollten sich die Wirtschaftspolitiker da Sorgen machen?

Die Gegenposition stützt sich auf die Einschätzung, daß Japan und auch Westeuropa als dynamische Träger der weiteren Konjunkturentwicklung ausfallen. Auch in diesen Bereichen wird die gesamte Erholung ausschließlich vom Export getragen, die Schwäche der Binnenkonjunktur sei eklatant. Daher besteht die Gefahr, daß eine harte Landung der US-Konjunktur eine weltweite Rezession auslöst.

Der bevorstehende Umschlag in der Zinsentwicklung in den USA wird die Auflösung des Rätsels bringen. Nimmt die Nachfrage nach Krediten rasch zu, fallen die Aktienkurse in den Keller, und diese Wertvernichtung wird auf die Realökonomie durchschlagen.

JOACHIM BISCHOFF

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