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Tabus behindern AIDS-Vorsorge in Südafrika Erfolg für Lubicon-Indianer

Großangelegtes Programm der Regierung gegen die Immunschwächekrankheit

  • Lesedauer: 3 Min.

Von HANNA NDLOVU

Rund 400 Menschen täglich wurden im vergangenen Jahr in Südafrika als HIV-positiv diagnostiziert. Das geht aus einem Bericht der größten schwarzen Tageszeitung des Landes, „Sowetan“, hervor, die sich dabei auf Informationen der Hilfsorganisation „Community Aids Information and Support Group“ stützt.

Nach dieser Statistik gibt jeder Infizierte im Schnitt die Immunschwächekrankheit an 12 bis 17 Menschen seiner näheren Umgebung weiter Wurden 1991 in Südafrika nur rund 1000 AIDS-Kranke und 123 000 HIV-Positive festgestellt, sollen heute bereits rund 20 Prozent aller Südafrikaner Virusträger sein. Klar ist vor allem eins: Die Mehrzahl der Opfer ist schwarz, ganze 0,008 Prozent weiß.

Als Ursache der Ausbreitung von AIDS werden in erster Linie die katastrophalen sozialen Bedingungen gesehen, unter denen vor allem schwarze Menschen als Folge der Apartheid leben. Hinzu kommen Unwissenheit und mangelhafte Aufklärung. Besonders fatal ist die Existenz unhygienischer

Slums am Rande der großen Städte sowie der Männerwohnheime der Fabriken und Bergwerke.

Die südafrikanische, Polizei sieht einen Zusammenhang mit dem wachsenden Drogenmißbrauch im Lande. Nach jüngsten Informationen wird ein Drittel der weltweit beschlagnahmten Drogen in der Kaprepublik konfisziert. Dort sei die Zahl der Abhängigen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Schon in den

fgang Wegener Die neue Regierung ist nicht zuletzt deshalb bemüht, die AIDS-Aufklärung vor allem in den Schwarzenghettos und den Homelands auszuweiten. Große Firmen und Bergwerksgesellschaften betreiben inzwischen unter ihrer Belegschaft ebenfalls Aufklärung und lassen über ihre Gesundheitseinrichtungen Kondome verteilen.

Wegen der vielen Tabus, mit denen die Verbreitung von Wissen über Sexualität in der schwarzen wie auch in der pu-

Titanischen weißen Bevölkerung belegt ist, lassen sich alle Kampagnen aber schwer an. Kondome sind immer noch, obwohl kostenlos erhältlich, bei den meisten Männern verpönt. Deshalb sind auch Frauen stark gefährdet. Die jetzt Won der Regierung verfügte kostenlose staatliche Mutter- und Kind-Fürsorge für die Ärmsten der Armen ist deshalb auch ein Schritt zum Schutz der Frauen und zu ihrer Aufklärung über Familienplanung und AIDS.

Auch in den Schulen und Jugendzentren sowie in Anlaufstellen für Alkoholkranke und Drogenabhängige wird inzwischen AIDS-Hilfe angeboten. Allerdings stehen dort der Verbreitung von Wissen über die Krankheit noch politische Barrieren aus der Zeit des Anti-Apartheid-Kampfes im Wege. Vor allem während der Jugendrevolten in den 80er Jahren wurde die Ansicht verbreitet, daß Kondome nur dazu da sind, um die schwarze Bevölkerung zu dezimieren. Die sehr konservativen südafrikanischen Kirchen, die allesamt Familienplanung ablehnen, sind ebenfalls gegen Kondome und predigen als Schutz vor AIDS Monogamie und sexuelle Enthaltsamkeit.

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