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Komponisten im alten Wettstreit

Vor einer Sommernacht mit Strauß und Offenbach auf dem Gendarmenmarkt

  • Lesedauer: 2 Min.

Der eine trug riesigen Schnurrbart, der andere Monokel: Johann Strauß und Jacques Offenbach im Konzerthaus. Sie überreichten den Dirigenten Michael Hofstetter und Stephan von Cron Partituren aus ihrem umfangreichen Schaffen. Kleiner, werbewirksamer Spaß von Veranstalter Gerhard Kämpfe von Media On-line für den 95er Jahrgang von Classic Open Air auf dem Gendarmenmarkt mit den 8500 Plätzen.

Wieder wird es ein Johann-Strauß-Konzert geben, diesmal unterm launig verballhornten Titel „Pariser Blut und Wiener Leben und eine Berliner Sommernacht mit Strauß und Offenbach“ (8. Juli).

Ein regelrechter musikalischer Wettstreit beider Kom-

ponisten ist angesagt. Und dazu werden sich Hofstetter und von Cron auch optisch zu verwandeln haben. Wie das aussehen könnte, wurde ihnen auch bei Vorgesprächen mit der Komischen Oper vor Augen geführt. Von der kommen außer dem Orchester zwei Gesangssolisten: Dagmar Schellenberger (Sopran) und Christiane Oertel (Mezzosopran)

Beide Dirigenten sind für diesen Auftritt prädestiniert: Hofstetter, aus München stammend, aber mit österreichischem Blut mütterlicherseits, mittlerweile Kapellmeister in Wiesbaden, hat schon das 93er Strauß-Konzert auf dem Gendarmenmarkt dirigiert. Und von Cron übernahm 1994 die Leitung eines Magdeburger Ablegers des Berliner Classic

Open Air Er ist, in Kalifornien geboren, Abkomme eines Sizilianers und einer Österreicherin und lebt in Paris. Er gilt mittlerweile als Offenbach-Spezialist, hat Verbindungen zur dortigen Offenbach-Gesellschaft und zur Bibliotheque National. Und so bringt er denn Originalpartituren in Offenbachs eigener Instrumentation mit; in Deutschland wurden meist nur Bearbeitungen gespielt.

Die Idee vom Wettstreit ist nicht aus der Luft gegriffen. Es hat einen wirklichen gegeben. Strauß komponierte da die „Morgenblätter“, Offenbach die „Abendblätter“ und siegte damit bei einer pariserisch dominierten Jury Einzig die „Morgenblätter“ sind bekannt geworden; hier nun erklingt

auch ihr Pendant. Ansonsten, bei aller künstlerischen Konkurrenz, schätzten sich die beiden, griffen wechselseitig Motive des anderen auf, z.B. Strauß aus „La Perichole“ Offenbach komponierte eine Parodie auf die „Schöne blaue Donau“ (in seiner „Schönen Lurette“).

Vieles wird zu entdecken sein fürs Publikum. Derzeit tun's die Dirigenten.

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