nd-aktuell.de / 11.08.1995 / Politik / Seite 11

Höhere Qualität ist die letzte Rettung

Schließlich habe man am Ganges zu vielen Ereignissen in der Welt eine von Washington deutlich abweichende Position, und die könnte im „22-Stunden-News-Bombardement“ völlig untergehen. Noch dramatischer würde es, wenn amerikanische und Neu-Delhis Auffassungen zu Entwicklungen und Problemen in Indien (denkbar z.B. beim Kaschmirkonflikt) differieren. Für viele Bürger gelte als Wahrheit und gleichzeitig Beweis, was bei BBC oder CNN zu sehen war. Dabei scheint es den Ausländern an Seriosität, Ortskenntnissen sowie Respekt vor indischen Werten zu mangeln.

Vor wenigen Tagen flimmerten zu einem Bericht über die Kämpfe in Sri Lanka Bilder aus Afghanistan über die indischen Bildschirme. Für man-

gelnde Feinfühligkeit könnte man auch Murdochs „Star TV“ ins Feld führen. In einer Talkshow aus Bombay durfte ein Gast den „Vater der Nation“, Mahatma Gandhi, beleidigen, ohne daß die Moderatorin dazu etwas sagte. Das entfachte einen heftigen Proteststurm unter den indischen Zuschauern. Die Nachkommen des Mahatma klagen gerichtlich gegen Rupert Murdoch und fordern vom australischen Medienbaron 156 Millionen Dollar Entschädigung.

Seit nunmehr vier Jahren sichten internationale Medien-

konzerne den lukrativen indischen Medienmarkt, dabei wird offenbar geklotzt und gekleckert.

Über kurz oder lang wird auch die „letzte Bastion“ fallen, die Zeitungs- und Zeitschriftenbranche, die auf eine über 100jährige Tradition auf dem südasiatischen Subkontinent zurückblickt. Bis dato wehrte sie die ausländische Konkurrenz ab.

Als „Trojanisches Pferd“ etablierte sich jedoch schon im Februar vorigen Jahres die Tageszeitung „Asian Age“, die in Neu-Delhi, Bombay, Kalkutta

und London herausgegeben und offensichtlich mit ausländischen Mitteln finanziert wird. Sie nutzt zu nahezu 100 Prozent Weltagenturen für ihre Nachrichten, anders als die indischen Traditionsblätter, und erfreut sich wachsender Beliebtheit, obwohl sie teurer ist. Genauso wie in der Autoindustrie, gilt es die Qualität des eigenen Produkts so zu verbessern, daß es sich auf dem Markt behauptet. Dieser Prozeß hat gerade begonnen, glücklicherweise noch, ehe die ausländischen Pressehits den indischen Zeitungsmarkt zu stürmen versuchen.