nd-aktuell.de / 18.09.1995 / Kultur / Seite 11

Der „schwarze Elvis“

London, 18. September 1970: Jimi Hendrix fiel in beunruhigenden Tiefschlaf und es gelingt seiner deutschen Freundin Monika Dannemann nicht, ihn zu wecken. Ein Krankenwagen wird gerufen, doch als er mit Hendrix in einem nahegelegenen Hospital anlangt, wird dessen Tod festgestellt. Offizielle Todesversion: Erstickt an Erbrochenem. Das Traurige daran ist, daß das wahrscheinlich erst im Krankenwagen passiert ist - Hendrix wurde sitzend, mit dem Kopf nach hinten, transportiert. Damit ist eine der einflußreichsten Figuren des Rock, der „schwarze Elvis“ („New York Times“), ein bedeutender Songwriter und der vielleicht beste Rockgitarrist, im Alter von nur 27 Jahren gestorben.

Jimi Hendrix wurde 1942 an der Westküste der USA, in Seattle, als Sohn eines Gärtners teils afroamerikanischer, teils Cherokee-Indianer-Abstammung geboren. Als Jugendlicher verbrachte er täglich Stunden damit, die Musik von Blues-Musikern wie Robert Johnson, Muddy Waters, Howlin' Wolf oder B.B. King nachzuspielen. Noch als Schü-

Das erste Sinfoniekonzert des Orchesters der Komischen Oper in der neuen Spielzeit stellte sich auf besondere und originelle Weise unter das Motto der gegenwärtigen 45. Berliner Festwochen: Es brachte russische Musik. In einem reizvoll kontrastreichen Programm zum einen, in imponierender interpretatorischer Genauigkeit und musikantischer Brisanz zum anderen. Yakov Kreizberg, der musikalische Chef des Hauses, hat hier seine Musiker zu insgesamt ganz exzellenten Leistungen geführt.

Sprühender Auftakt war Michail Glinkas virtuoser Instrumental-Geniestreich der Ouvertüre „Ruslan und Ludmila“ Die Souveränität, mit der die Streicher des Orchesters hier ihr brillantes Passagenwerk absolvierten, präzise, exakt in Diktion und „russischem“ Gestus, musikantisch frisch, dazu

ler war er Mitglied in mehreren Rhythm & Blues-Bands. 1966 formte er eine eigene Band, die „Jimmy James And The Blue Flames“, mit der er in den Cafes des New Yorker Künstlerviertels Greenwich Village auftrat. Dort sah ihn auch der Bassist der „Animals“, Chas Chandler, erkannte sein außerordentliches Talent und überredete ihn, mit nach London zu kommen.

In London gründete Hendrix mit Noel Redding (b) und John „Mich“ Mitchel (dr) die „Jimi Hendrix Experience“ Im Dezember 1966 erschien die erste Single, „Hey Joe“, die Platz 10 der britischen Charts erreichte. Hendrix' außerordentliche Spieltechnik hatte ihre Wurzeln bei den Blues-Künstlern, war aber umfangreicher als die jedes anderen Gitarristen zu dieser Zeit.

Die „Experience“ brachte ein erstaunliches Debutalbum heraus und hatte im Sommer 1967 auf dem Monterey Pop Festival in Kalifornien einen sensationellen Auftritt: Hendrix spielte unglaubliche Feedback-

Sounds, bearbeitete die Gitarre mit den Zähnen und verbrannte sie schließlich - es wurde der Durchbruch in den

USA. Im gleichen Jahr wurde Hendrix von verschiedenen Publikationen zum führenden Rocksolisten der Welt gewählt.

Ende '67 erschien die LP „Axis: Bold As Love“, zehn Monate später das Doppelalbum „Electric Ladyland“, ein Hauptwerk mit der eindrucksvollen Version von Bob Dylans „All Along The Watchtower“ und dem atemberaubenden „Voodoo Chile (Slight Return)“ - eine Nummer-1-Single nach Hendrix' Tod. Wegen größerer musikalischer Differenzen gab die „Experience“ im Juni '69 ihr letztes Konzert. Wenige Wochen später zerfetzte Hendrix beim Woodstock-Rock-Festival angesichts des Krieges der USA in Vietnam die amerikanische Nationalhymne in atonale Bruchstücke. Mit zwei weiteren Afroamerikanern formte er die „Band Of Gypsies“, die sich allerdings nach drei Konzerten und einer LP wieder auflöste. Sein Rauschgift- und sein Groupie-Verbrauch wurden maßlos. Im Sommer '70 ging er auf eine kurze Europa-Tour. Am 18. September, kurze Zeit nach seiner Rückkehr nach London, verstarb er

THOMAS GROSSMAN