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Verkohlung

  • Lesedauer: 2 Min.

Womöglich gibt es eine Vorsehung - sollte Scharping über die Diätenrangeleien zwischen Fraktion und Ländervertretungen stürzen, so hätte das schon was. Der Streit zeigt das Dilemma der Volkspartei - sie hat längst aufgehört, für ein Gutteil des Volkes Partei zu nehmen. Ihre Spitze hat abgehoben, den Wählerauftrag vergessen.

In Bonn scheint jedes Gefühl dafür verloren gegangen zu sein, was der eigenen Klientel zumutbar ist. In das Trommelfeuer immer neuer Ideen für Sozialabbau dringt die frohe Kunde, daß die große Koalition der Christsozialdemokraten im Bundestag sich die Diäten erhöht - mit dem Versprechen, im nächsten Jahrtausend das Parlament zu verkleinern.

Das Mitleid mit Scharping, dem vorgeworfen wird, er habe sich nicht gegenüber den Landesfürsten durchzusetzen vermocht, hält sich folglich allgemein in Grenzen. Er selbst bietet ein groteskes Bild, schien er bislang nur hölzern, mutiert er immer mehr zum Betonkopf. Offenbar folgt er dem Wort des Kanzlers, der ihm riet, die Probleme ,auszusitzen“ Vielleicht nimmt Scharping zunehmend den Kanzler in seiner Dickhäutigkeit zum Vorbild und verwechselt das mit Führung? Sich als Anwalt der Benachteiligten zu präsentieren, aber für Diätenerhöhung zu streiten - das ist schlicht Verkohlung.

Man muß die veröffentlichte Meinung -für sie ist Scharping ein politisch „ toter Hund“ - nicht teilen, fest steht aber, daß sich die SPD auch Alternativen verbaut hat. Daß sich Rau berappelt und die von ihm eingebrockte Suppe auslöffelt, ist fraglich. Lafontaine oder Schröder als „Oppositionsführer“ im Bundestag, wo sie als Länderchefs nur Rederecht haben?

Wie einer aussieht, der Kohl folgt und sich in diesem Sinne als Nachfolger präsentiert, wissen wir jetzt. Schlägt die Stunde eines wirklichen SPD-Herausforderers?

HELFRIED LIEBSCH

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