Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Separatist

  • Lesedauer: 2 Min.

Eigentlich wollte er ja der erste Regierungschef eines eigenständigen Staates Quebec werden, nun ist er das erste politische Opfer der hauchdünnen Referendums-Niederlage der frankophonen Separatisten: Jacques Parizeau, seit dem Vorjahr Premier der kanadischen Provinz und sieben Jahre lang Chef der Parti Quebecois, kündigte seinen Rücktritt von beiden Ämtern an.

JACQUES PARIZEAU: Quebecs Nr.1 nahm ihren Hut

Foto: Reuter

Nur 53 000 Stimmen fehlten am Ende, um den Lebenstraum des 65jährigen zu erfüllen. Der gebürtige Montrealer erzählt gern, daß er auf einer transkanadischen Eisenbahnreise 1967 Separatist geworden sei. Damals feierte der zweitgrößte Flächenstaat der Erde sein lOOjähriges Bestehen, und auf seiner Tour habe er begriffen, daß Quebecs Unabhängigkeitsstreben und der Fortbestand der Föderation unvereinbar seien.

Anders als Lucien Bouchard, sein Weggefährte und Liebling der Massen, war der aus einer Millionärsfamilie stammende Parizeau nie besonders volksnah. Sein Englisch - er studierte in London an der „School of Economics“ - klingt für kanadische Ohren, reichlich snobistisch. Aber mit seinem Namen ist untrennbar die Entwicklung einer starken frankophonen Wirtschaftselite verbunden, was überhaupt erst realistische Grundlagen für den seit Jahrzehnten angestrebten Alleingang geschaffen hat. Die waren für den Wirtschaftsprofessor und Banker, der vor 19 Jahren als Finanzminister in die erste separatistische Provinzregierung eintrat, ebenso wichtig wie der nicht selten verschwommene Wunsch, nationale Identität ungehindert leben zu können.

Parizeau, der noch in der Wahlnacht jede Contenance verlor und ethnische Minderheiten für die erneute Niederlage seiner Bewegung verantwortlich machte, wird Ende des Jahres seinen Stuhl räumen. Aber er gab auch die Parole aus: keine Versöhnung. „Wir wollen unser Land, und wir werden es bekommen.“ Bis zum nächsten Referendum würden nicht wieder 15 Jahre vergehen. Dafür steht schon sein designierter Nachfolger-Lucien Bouchard.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal