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Nun auch ein Thema für die Regierung

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Immer wieder wurden in den vergangenen Wochen auf den Philippinen Parallelen zum Fall von Flor Contemplacion gezogen. Die 42jährige Haushaltshilfe war im März in Singapur wegen Doppelmordes gehängt worden. Die philippinische Öffentlichkeit bezweifelte Contemplacions Schuld und kritisierte, die Regierung von Präsident Fidel Ramos würde das Leben philippinischer Arbeitsmigranten nicht ausreichend schützen. Der Fall führte zu Popularitätseinbußen der Ramos-

Regierung, die erfolglos interveniert hatte. Der Außenminister, die Arbeitsministerin und zahlreiche Beamte traten zurück.

Als Contemplacions Leiche in ihrem Heimatort San Pablo südlich von Manila beerdigt wurde, folgten Tausende ihrem Sarg. Die Hausangestellte ist inzwischen zum Symbol für das Leid der vielen Arbeitsmigranten des Landes geworden - auf den Philippinen gibt es derzeit kaum eine Familie, die keine im Ausland arbeitenden Angehörigen hat. Drei Kinofilme sind inzwischen über die Hingerichtete entstanden; „The Flor Contemplacion Story“ spielte allein in den ersten zwei Tagen umgerechnet 1,25 Mio Mark ein.

Inzwischen ist das Schicksal von Arbeitsmigranten auf die Tagesordnung gekommen. Noch im Mai wurde ein Gesetz Verabschiedet, das nach Ansicht von Migrantenorganisationen jedoch wenig geeignet ist, die Situation der Wanderarbeiter zu verbessern. Zusätzliche Vorschläge einer Regierungskommission, die Arbeitsmigration zu unterbinden, wurden von ihnen abgelehnt und dürften ohnehin völlig unrealistisch sein.

Die Regierung gibt die Zahl der in über 130 Staaten der Welt arbeitenden Filipinos mit 3,5 bis 4 Millionen an. Inoffiziell wird ihre Zahl auf 6 bis 7 Millionen geschätzt, das wären etwa 10 Prozent der Bevölkerung.

Der von der Regierung lange Zeit geförderte Arbeitskräfteexport setzte in den 70er Jahren unter der Marcos-Diktatur ein und stieg seitdem kontinuierlich an. Er mindert den Druck für soziale Reformen und ist eine der wichtigsten Devisenquellen des hochverschuldeten Landes. Rund 4,2 Mrd. Mark werden pro Jahr von den Gastarbeitern über die Banken transferiert. Ein ähnlich großer Betrag fließt auf informellen Kanälen zurück. Ganze Landstriche leben inzwischen von den Überweisungen der Familienangehörigen.

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