nd-aktuell.de / 16.11.1995 / Politik / Seite 4

Rehabilitierung in China trotz .Gemetzel'

Grüne, SPD, ai gegen Kohl-Militärbesuch

Bonn/Peking (ddpADN/ND/ Reuter). Die Fraktionssprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Kerstin Müller, hat Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) vorgeworfen, das chinesische Militär sechs Jahre nach dem Gemetzel an der Demokratiebewegung zu rehabilitieren: „Wenn Geschäftsinteressen im Vordergrund stehen, bleibt für die Moral nur die kleine Münze.“ Auch die SPD protestierte. Die deutsche Sektion von amnesty international (ai) meinte, Menschenrechte dürften nicht

„bloßes Abfallprodukt“ deutscher Politik sein. Statt das Militär durch einen Besuch zu rehabilitieren, sollte sich Kohl für die Opfer einsetzen.

Am Mittwoch reiste der Kanzler in die frühere deutsche Kolonie Quingdao- (Tsingtau). Begleitet wurde er von Chinas Ministerpräsidenten Li Peng beim Gang durch das Werk der chinesischen Haier-Gruppe, in dem mit Unterstützung der deutschen Firma Liebherr FCKW-freie Kühlschränke gefertigt werden.