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Eine „Mystifizierung der Basis“?

Konferenz forderte mehr Transparenz nichtstaatlicher Gruppen Von YVONNE JENNER JAHN

  • Lesedauer: 2 Min.

Nichtregierungs-Orgamsationen (NRO) konnten in den letzten Jahren einen regelrechten Boom verzeichnen. Sie werden zunehmend auch von staatlichen Stellen als bürgernahe Ansprechpartner akzeptiert und in UNO-Konferenzen eingebunden. Weltweit arbeitende Akteure wie „Greenpeace“ erreichen große Medienpräsenz.

Die Handlungsmöglichkeiten der NRO sollten jedoch nicht überschätzt werden, so lautete das Resümee einer Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung und des Forschungsjournals Neue Soziale Bewegungen dieser Tage in Saarbrücken. Regierungen sollten deshalb nicht einfach die eigenen Aufgaben auf sie abwälzen.

Eine ernüchternde Bilanz der Entwicklungspolitik, des klassischen Bereichs internationaler NRO-Aktivitäten, zog Gudrun Lachenmann (Bielefeld). Sie warf den europäischen Organisationen, die aus den neuen sozialen Bewegungen der 70er und 80er Jahre entstanden waren, eine „Mystifizierung der Basis“ vor Ihre Arbeit stehe häufig im Wider-

spruch zu den Zielen. So haben finanzielle Abhängigkeit und Bevormundung der Projekte und NRO aus dem Süden bisher eine Professionalisierung der Arbeit stark behindert. Diese sei durch inkompetente Beratung und von den Gebern immer wieder geänderte Vergabekriterien für Gelder gekennzeichnet. Die Abhängigkeit von der politischen Konjunktur des Nordens würde langfristigen Entwicklungsmodellen im Wege stehen.

Ohne Einbeziehung der Regierungen des Südens sei, so Gudrun Lachenmann, eine sinnvolle Arbeit nicht möglich. Jedoch setzten inzwischen wegen korrupter Eliten selbst die Weltbank und die offiziöse Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) auf die basisorientierten Konzepte der NRO aus den Industrieländern. Damit würden jedoch nur deren Fehler wiederholt.

Jedoch gibt es auch Beispiele erfolgreicher Zusammenarbeit von NRO des Nordens und des Südens, worauf Hildegard Scheu (Bad Homburg) verwies. Die indische Self-employed Womens' Association (SEWA) habe sich trotz des Ausschlusses aus dem nationalen Ge-

werkschaftsverband dank internationaler Unterstützung behaupten können. Sie habe neben Produktionsgenossenschaften auch eine eigene Bank gegründet, die zinsgünstige Kredite an Frauen vergibt. Dies hätten inzwischen zum Teil selbst die indische Regierung und die Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) aufgegriffen. Doch trotz aller Erfolge sei es, so Hildegard Scheu, illusorisch zu hoffen, daß SEWA eines Tages finanziell unabhängig werde.

Das Engagement der Nichtregierungs-Organisationen des Nordens, so lautete eine der Forderungen der Tagungsteilnehmer, sollte durch mehr Transparenz und demokratische Entscheidungsstrukturen gefördert werden. Christian Lahusen (Düsseldorf) verwies auf amnesty international (ai). Der Menschenrechtsorganisation sei es mit Hilfe einer Konzerttournee in den USA gelungen, innerhalb kurzer Zeit Tausende Mitglieder zu werben. Die jugendlichen Fans hätten ai jedoch ebenso schnell wieder den Rücken gekehrt, weil ihnen keine angemessenen Betätigungsfelder angeboten worden seien.

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