Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Schulden der Stadt sind Sahne der Banken

Starker Gewinnanstieg bei der Berliner Bankgesellschaft läßt Aktionäre frohlocken

  • Lesedauer: 2 Min.

Es gibt nicht nur Negativinformationen über die dramatische Finanzlage der Stadt. Auch herzerfrischend Gutes läßt sich aus Berlin vermelden. Der Finanzkonzern Bankgesellschaft Berlin AG - ein Zusammenschluß von Berliner Kredit- und Finanzinstituten hat in diesem Jahr wieder kräftig Gewinn gemacht.

Mit 668 Millionen Mark lag das Konzernbetriebsergebnis in den ersten neun Monaten um 59,4 Prozent über dem entsprechenden Vorjahresresultat. Im letzten Jahr wurden für diesen Zeitraum 419 Millionen Mark eingefahren. Das dürfte dann auch die Aktionäre freuen, denn ihre Dividende, die

derzeit bei 11 Mark liegt, wird weiter nach oben schnellen. Wie hoch, gehört noch zu den Bankgeheimnissen, doch wird mit Sicherheit mehr als 50 Pfennig aufgesattelt, wie Vorstandssprecher Wolfgang Steinriede vor der Presse erklärte. Die Bilanzsumme des Konzerns liegt jetzt bei rund 270 Milliarden Mark, was eine Steigerung im Vergleich zu den ersten neun Vorjahresmonaten um 9,5 Prozent bedeutet.

Zufriedene Gesichter also auf der Chefetage des Konzerns, was sich auch bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz niederschlug. Zur Creme des Bankimperiums gehören Edzard Reuter als Vorsitzender

des Aufsichtsrates, der gleichzeitig Mitglied des Aufsichtsrates der Daimler-Benz AG ist, und Klaus Landowsky als Mitglied des Vorstandes, womit auch der Draht zur politischen Macht der Stadt gezogen ist.

Stirnrunzeln gab es beim Vorstandssprecher nur für die jüngsten Meldungen, wonach sich Berliner Banken durch das Ende der DDR schamlos bereichert hätten. Er wies den Vorwurf überhöhter Zinsen bei den Ostberliner Wohnungsbaugesellschaften energisch zurück. Auch bei der Übernahme der Berliner Stadtbank, bei dem der Konzern 49 Millionen Mark hinblätterte, sei alles ordentlich gelaufen. Die

100-Millionenforderung für den Fall, daß die Berliner Bank nicht an die Bankgesellschaft falle, sei normal, da man genügend Vorausleistungen erbracht habe. Doch habe sich die Zahlung erübrigt, da die Transaktion ja zustande kam.

Ostberlin ist für die Finanzwelt noch finsterste Prärie. Das aber wird sich jetzt ändern, wenn Teile des Konzern in das Haus am Alexanderplatz übersiedeln. Nun kann selbst der obdachlose Sozialhilfeempfänger, wenn er unter der Weltzeituhr seine Nachtruhe sucht, mit ruhigem Gewissen sagen, daß er auf Tuchfühlung zum großen Kapital gegangen ist.

PETER KIRSCHEY

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal