LPG-Nachfolgern droht der Ruin
Agrarministerium: Termin zur Tilgung der Altschulden muß verlängert werden
Einem Großteil der 800 LPG-Nachfolgeunternehmen droht schon bald Zahlungsunfähigkeit. Grund dafür ist ein zum Jahresende auslaufendes Ultimatum, wonach alle nicht betriebsnotwendigen Vermögenswerte bis zu diesem Zeitpunkt verkauft werden müssen. Von dem Erlös sollen die Betriebe 80 Millionen Mark zur Tilgung der horrenden Altschulden an die Gläubigerbanken zahlen.
Dieser Termin sei auf keinem Fall einzuhalten, erklärte gestern der zuständige Abteilungsleiter im Agrarministerium, Jochen Pfeiffer, in Potsdam. Die Landesregierung habe deshalb jetzt an die Bundesregierung appelliert, diese Frist um ein Jahr zu verlängern. Die Geschäftsführer der betroffenen Unternehmen hätten sich vor Jahren „unter großem Druck“ zur Veräußerung des vor allem aus Immobilien bestehenden, nicht betriebsnotwendigen Vermögens vertraglich verpflichtet, um mit dem Erlös einen Teil der Altschulden zu tilgen und einstige
LPG-Mitglieder finanziell abzufinden, räumte Pfeiffer ein. Die damalige Unterschrift sei jedoch die Voraussetzung für die Aufnahme dringend notwendiger Kredite bei den Banken gewesen. Es habe nur die Wahl zwischen Unterschrift und Untergang gegeben. Pfeiffer bezifferte den Umfang der LPG-Altschulden auf insgesamt zwei Milliarden Mark einschließlich der bisher angefallenen Zinsen.
Pfeiffer rechnet aufgrund der Nichterfüllung des Vertrages
ab Mitte Januar mit Forderungen der Gläubigerbanken nach Begleichung der vollen Altschuldenlast. Das aber würde viele Unternehmen zwangsläufig in den Ruin treiben und Tausende von Arbeitsplätzen kosten, sagte er Damit würden die bisherigen Leistungen in der brandenburgischen Landwirtschaft zunichte gemacht. Inzwischen hätten lediglich 30 der 800 betroffenen Genossenschaften den äußerst schwierigen Verkauf der in Frage stehenden Vermögens-
werte abgeschlossen. Dagegen habe in 65 Prozent aller Fälle bisher nicht einmal die Bearbeitung begonnen, da es für die Immobilien bisher keine Grundbucheintragungen gebe. Deshalb müsse der Bund jetzt helfend einspringen, forderte Pfeiffer. Zwar könne Bonn die abgeschlossenen Verträge nicht aushebeln, doch zumindest müsse der Bund seinen Einfluß auf die Banken geltend machen.
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