nd-aktuell.de / 17.11.1995 / Kommentare / Seite 2

Gehen die Hochschulen pleite? Fräsen an DR. JOSEF LANGE von der Hocnschulrektorenkonferenz

DR JOSEF LANGE ist seit 1990 Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz, die in Bonn ihren Sitz hat. Der 47jährige ist seit vielen Jahren in der Wissenschaftsverwaltung tätig.

werden. Sie muß die Chance erhalten, sich die bestmögliche Qualifikation anzueignen, um die Lasten tragen zu können, die ihr aufgebürdet werden.

Verzinstes BAföG wird von der Rektorenkonferenz abgelehnt. Aber auch Studiengebühren verschlechtern eher die Chancen vieler junger Leute, als sie zu verbessern.

Bei der Hochschulfinanzierung kann man kann sich um das Thema im zusammenwachsenden Europa nicht herumdrücken. In anderen europäischen Staaten sind Studiengebühren üblich. Die Debatte um Studiengebühren, die sozial abgefedert sein müssen, ist nicht vom Tisch.

Ich halte den Weg für eine Sackgasse. Was fällt den Rektoren außer Gebühren ein?

In den öffentlichen Haushalten müssen Prioritäten neu gesetzt werden. Wenn es möglich ist, aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes zum Kohlepfennig sieben Milliarden Mark Subventionen im Bundeshaushalt unterzubringen, dann gibt es bei entspre-

chendem Wollen offenbar auch Spielräume.

Beim Hochschulbau wollen wir privates Kapital mobilisieren. Zum Beispiel sind über Leasingmodelle in einigen Städten bereits Rathäuser und ein Finanzamt entstanden. Warum sollten nicht auch Hochschulgebäude privat gebaut werden, die den Hochschulen bereits bis zum Jahre 2000 und nicht erst in 20 Jahren zur Verfügung stehen? Durch steuerliche Anreize bei Erbschaften, könnten mehr Gelder in gemeinnützige Stiftungen fließen, die Hochschulen zugute kommen.

Welche Bringepflicht haben die Hochschulen selbst?

Die Studienstrukturreform ist auf dem Weg. Die Hochschulen verlangen, daß sie selbständiger über den Einsatz ihrer Mittel sachgerecht entscheiden können. Dazu müssen die staatlichen und bürokratischen Fesseln gelockert werden. Das reicht bis ins öffentliche Dienstrecht. Mehr Leistungsanreize wären für alle an den Hochschulen gut, von den Studierenden bis zu den Professoren.

Interview: ALMUTH NEHRING