nd-aktuell.de / 18.11.1995 / Kommentare / Seite 2

Personalien Schlußkapitel?

FRANZ SCHÖNHUBER: Er war dabei Foto: Top Press

Der „Marsch in den rechten Fundamentalismus“ sei ein Irrweg, meint Republikaner-Chef Schlierer und glaubt, das „Problem Schönhuber“ erklärt zu haben. Wenn hinter Franz Schönhubers Austritt aus der Partei, deren Kurs er lange als Vorsitzender bestimmt hatte, nicht wirkliche Probleme stünden, könnte man es dabei belassen.

Schönhuber zeigt sich vergnatzt ob des „Schmusekurses der Parteispitze“ gegenüber Konservativen. Die haben inzwischen viele Forderungen der Reps im eigenen Programm. Beispiel Asylrecht. Daß der Verfassungsschutz sich ab 1993 um die Reps „kümmerte“, verletzte ihr Image ebenfalls. Was Wunder, daß die Radikalen bei den meisten Wahlen unter „Sonstige“ fallen.

Schönhuber (72) hatte andere Vorstellungen von einer Front der Rechten. Die besprach er mit dem DVU-Chef Frey. Gemeinsam wollten die beiden Rechtsausleger politische Vorfahrt erzwingen. Undank schlug Schönhuber entgegen. Das war im August 1994 und der Anfang vom Ende. Am 1. Oktober entmachtete ihn der Bundesvorstand. Mit Formfehlern. Weshalb das Bundes-.Schiedsgericht der.,fteps zum Rückzug blies. Im Dezember '94 verließ Schönhuber selbst den Vorstand. Nun die Partei, um das „widerliche Procedere“ eines Ausschlusses zu meiden.

Geboren wurde der Metzgerssohn und spätere Journalist bei der Müchner „tz“, bei der „Abendzeitung“ und beim Bayerischen Rundfunk in Trostberg a. d. Alz. Seiner Waffen-SS-Zeit rühmt er sich im Buch „Ich war dabei“. Frisch, fromm - und frei von der Wahrheit. Vergleiche mit Akten im Berliner Document-Center belegen zwar keinen - im Buch hervorgekramten - Widerstandsgeist gegenüber dem Regime. Das brennende Dresden, das solch Umdenken bewirkt haben soll, kann der SS-Germane nicht gesehen haben. Und Hitlers Leibstandarte, in der er angeblich diente, nur im Kino. Wohl aber muß er jenen Befehl gesehen haben, der ihn wegen Unfähigkeit von der SS-Führerschule in Prag holte.

Das Kapitel Schönhuber scheint beendet, das des Rechtsradikalismus noch lange

nicht. RICHARD CLAUS