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Gegengeschäfte im Profitennis

Pete Sampras verlor bei der ATP-WM, und Boris Becker ist weiter im Geschäft

  • Lesedauer: 3 Min.

Der Modus der ATP-WM macht Gegengeschäfte möglich. Wie einst in Naturalien, so auch in harten Dollars. 1994 hatte Boris Becker mit einem Sieg über Stefan Edberg dem US-Amerikaner Pete Sampras den,Einzug ins WM-Halbfinale ermöglicht. Sampras, bereits das sechste Jahr in Frankfurt dabei („Tennis hat erste Priorität, Goethe kenne ich nicht“), zeigte keine Dankbarkeit und gewann später das Finale gegen den Deutschen. Aber er versprach, sich zu revanchieren.

In diesem Jahr löste er sein Versprechen mit einem hart erkämpften Satzgewinn gegen den Südafrikaner Wayne Ferreira ein, was Becker am Freitag die Chance eröffnete, mit einem Zweisatzsieg über den Russen Jewgeni Kafelnikow ins heutige Semifinale einzuziehen. Den schaffte er auch mit 6:4, 7:5. „Sampras hat mir die Wohnung noch nicht gekauft“, spielte Becker schmunzelnd auf die zusätzliche Million Mark Preisgeld an, die er Sampras damals verschaffte, „aber vielleicht macht er es demnächst.“

Der Halbfinalgegner Bekkers, der erst 21jährige Schwede Thomas Enqvist, der von Weltranglistenplatz 60 in diesem Jahr auf Rang acht emporkletterte, ist der Überraschungsmann in der schmukken Frankfurter Festhalle. Ein konstant guter erster Aufschlag um die 200 km/h, plazierte Returns und druckvolle Grundlinienschläge sind .die erfolgreichen Waffen des unbekümmert aufspielenden Stockholmers, der wie viele Branchenkollegen eine .„Steuerwohnung“ in Monte Carlo als „Wohnort“ angibt. „Ich denke nicht groß nach, ich finde es einfach aufregend, hier zum ersten Mal dabeizusein“, formuliert er etwas bedächtig und

freut sich „in der Form seines Lebens zu sein“

Das war nicht immer so. Mit 16 Jahren stieg Enqvist ins Profigeschäft ein. Nach einem ersten Höhenflug unter die besten 100 Profis stagnierte er bis zu Beginn dieses Jahres im Niemandsland der Weltrangliste zwischen Platz 87 und 60. 1995 kam dann mit vier Turniersiegen auf drei verschiedenen Belegen (Enqvist: „Nur Gras mag ich nicht“) der plötzliche Durchbruch. „Ich habe mit Joakim Nyström (einem Landsmann und ehemaligen TOP-10-Spieler) einfach viel härter trainiert“, meint Enqvist lapidar zu den Gründen seiner aktuellen Erfolge.

Respekt hat er den „Großen“ bereits eingeflößt. Für Turnierfavorit Pete Sampras verfügt Enqvist „über die besten Grundlinienschläge, gegen die er je gespielt hat“ Ob Boris Becker hier wieder ein neues Gegengeschäft ins Spiel bringen kann? Sampras würde es freuen, den Deutschen dann im Finale ähnlich wie in der Vorrunde erneut das Gefühl zu vermitteln, diesmal sogar mit ICE-Tempo „von einem Güterzug überfahren worden zu sein“, wie sich der chancenlose Becker Mitte der Woche beschwerte.

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