nd-aktuell.de / 18.11.1995 / / Seite 11

Beweis der Korrektheit

Der Hauptprozeß fand vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 statt. Während dieser Zeit und in den Jahren danach gab es weitere kleine Prozesse. Peter Uiberall, der im dritten Jahr Chefübersetzer wurde, erzählt von einem anderen Angeklagten: General Otto Ohlendorff. Der war zum Tode verurteilt worden als Chef der Einsatzgruppen, die tausende Juden, Polen und Russen ermordet hatten. Als man ihn fragte, wieviele Männer, Frauen und Kinder er getötet hätte, antwortete Ohlendorff: „Neunzigtausend“. Eine andere Frage lautete: „Warum war es nötig, jüdische Säuglinge in den Armen ihrer Mütter umzubringen?“ Ohlendorff erwiderte, daß man gemeint hattereSSBi humaner, sie zu töten; wenn sie noch nicht wußten, was geschah. Denn später hätte man sie sowieso töten müssen. Für Uiberall ist diese Antwort das“ beste Beispiel für die nackte Realität der Philosophie eines Nazis. Derselbe Massenmörder schrieb kurz vor seiner Hinrichtung einen Brief an die Übersetzer, in dem er sich für die hervorragenden Übersetzungen bedankte und die dadurch faire Möglichkeit, gehört zu werden. Uiberall sieht das Lob als Beweis für die korrekte Durchführung des Nürnberger Prozesses.