nd-aktuell.de / 18.11.1995 / Kultur / Seite 12

te zum Singen von „La vie er

rose hat.

Aber es war nicht alles zum Lachen - und darin bestand Marthalers Raffinesse. Er erliegt nicht dem naheliegenden Denunzieren, der simplen Par-

ÖStendprf,, regungslos Wgetfagene'“ ; Pralog; ? Ernsr“Wiecherts 1945 verfaßte poetische „Rede an die deutsche Jugend“, keine Überhöhung. Geschmunzelt wurde nur bei „Ist es nicht ein wunderbarer Anfang, daß wieder gesagt werden durfte, was ich hier gesagt habe?“ - denn andere Redner folgten. Graham Valentines englische Rede voller virtuoser Sprachakrobatik beispielsweise ließ sogar Jandl und Schwitters hinter sich.

Marthalers Politiker auf dem Prüfstand sind Resultate meisterhafter Beobachtung und filigraner Ausführung durch die Schauspieler Werden Tschechow-Aufführungen oft als

Gradmesser für die Präzisionsarbeit von Regie und Ensemble genommen, so setzt Marthalers Aufführung neue Maßstäbe. Der Schweizer hat in seinem Trainingsbunker sozusagen etliche neue Theater-Rekorde aufgestellt. Mehr darf nicht verdaten werden - entdecke jeder .selbst die wunderr samen, wunderbaren Feinheiten der Aufführung und die schauspielerischen Höchstleistungen!

Die Aufführung war 40 Minuten länger als im Programmheft angegeben - aber nie war Marthaler kurzweiliger als bei dieser „Stunde Null“ Sein bislang größter Erfolg am Hamburger Schauspielhaus war auch spürbar durch meinen Nachbarn zur Rechten, der vor Lachen um sich schlug und dessen „Zugabe“-Rufe nach 160 Minuten (ohne Pause) nicht unerhört bleiben soll-

MANFRED BÖHM