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170 Mitarbeiter bangen um ihre Arbeit

Montag wird über das Schicksal der Brandenburgischen Landgesellschaft entschieden

  • Lesedauer: 3 Min.

Für die knapp 170 Mitarbeiter der durch Schulden in Millionenhöhe belasteten Brandenburgischen Landgesellschaft (BLG) naht die Stunde der Entscheidung. Am Montag fallen auf der Gesellschafterversammlung endgültig die Würfel über die Einleitung des Konkursverfahrens oder eine Weiterführung des angeschlagenen Unternehmens in veränderter Form. Die Stimmung unter den Beschäftigten sei pessimistisch und äußerst gereizt, sagte die Vorsitzende des BLG-Gesamtbetriebsrates Christiane Roske.

Empörung schlage vor allem der Geschäftsführung entgegen. Sie verhalte sich völlig inaktiv und falle den Mitarbeitern in den Rücken. An Stelle eines tragbaren Konzeptes für das Weiterbestehen der BLG wolle sie am Montag den Gesellschaftern die sofortige Liquidation vorschlagen, meinte

Frau Roske. Ein in Aussicht gestelltes Sanierungskonzept sei gar nicht erst erarbeitet worden. In Aussicht gestellt werde dagegen die Neugründung einer Gesellschaft mit nur etwa 30 Mitarbeitern. Ob die dann tatsächlich aus der BLG kämen, sei sehr fraglich. Das bedeutete für das Gros der Beschäftigten das Aus, gab sich die Betriebsrätschefin überzeugt. Die meisten von ihnen kämen aus den ländlichen Regionen Brandenburgs. Die Chance auf einen neuen Job wäre für sie damit gleich null.

Auch mit 1 einer Abfindung könne bei einer sofortigen Liquidation kaum gerechnet werden, sagte Christiane Roske. Der vom Betriebsrat vorgelegte Sozialplan mit einem Umfang von 6,6 Millionen Mark sei von der Geschäftsleitung noch immer nicht bestätigt. Auch dem Versprechen der Landesregierung, den Mit-

arbeitern neue Stellen innerhalb der Verwaltung anzubieten, seien noch immer keine konkreten Vorschläge gefolgt.

Die fast lOOprozentige Landestochter BLG gilt als „Millionengrab“ Durch spekulative Grundstückskäufe der früheren Geschäftsführung im ländlichen Raum wurden riesige Verluste eingefahren. Während anfangs von 30 Millionen Mark die Rede war, wird jetzt mit mehr als 100 Millionen Mark gerechnet. Frau Roske beschuldigte die neue Geschäftsführung, nie ernsthaft etwas gegen diese Spekulationen unternommen und keine konkreten Zahlen vorgelegt zu haben. Außerdem sei es äußerst seltsam, daß schon seit Monaten wichtige Auftraggeber bewußt verprellt würden. Damit habe die Unternehmensleitung das Ende der BLG vorweggenommen.

Im Landtag hatte die PDS dem Agrarministerium einen von langer Hand gesteuerten Vernichtungsfeldzug gegen die BLG vorgeworfen. Schon im vergangenen Jahr habe dieses in Briefen an die Landkreise vor einer weiteren Inanspruchnahme die BLG abgeraten. Landwirtschaftsminister Edwin Zimmermann wies jedoch sämtliche Vorwürfe, es handle sich beim Niedergang der Gesellschaft um eine von langer Hand vorbereitete Inszenierung, scharf zurück. Die CDU nannte es einen Skandal, daß Agrär-Stäatssekretär uhd BLG-Aufsichtsratsvorsitzender Günter Wegge als einer der Hauptverantwortlichen für die BLG-Misere noch bis zum Frühjahr ungeschoren auf seinem Posten bleibe und dann sogar noch in allen Ehren aus dem Amt scheide.

BERND BAUMANN

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