Siegerehrung künftig mit Blech-Duplikaten?

Annus gibt aberkannte Medaille nicht raus Deutscher Reiter will Gold zurückklagen

Wie nach Sydney 2000 wird sich das IOC auch nach Olympia 2004 noch lange Zeit mit den faktischen Auswirkungen der bei den Spielen von Athen (vorerst) aufgedeckten und geahndeten 23 Dopingvergehen beschäftigen müssen. So will der ungarische Hammerwerfer Adrian Annus die ihm aberkannte Goldmedaille nicht wieder zurückgeben. »Ich sehe mich weiter als Olympiasieger«, sagte der 31-Jährige am Dienstag der Nachrichtenagentur MTI. Im Fall von Annus ist die juristische Sachlage fürs IOC, das sich in Athen - um länger schwelende Skandale zu vermeiden - zu schnellen Entscheidungen genötigt sah, nicht unbedingt rosig. Dem Ungarn war der Sieg aberkannt worden, weil er am vergangenen Freitag (27.8.) nicht zu einer Dopingkontrolle erschien. Sie war für ihn, da er aus Athen bereits wieder abgereist war, im österreichischen Schachendorf (nahe der ungarischen Grenze) fünf Tage nach seinem Olympiasieg anberaumt worden. Der Urteilsspruch fiel wegen »Nichterscheinens ohne befriedigende Rechtfertigung trotz Nachricht«. Des Weiteren sah sich das IOC durch Annus Fehlen in seinem Verdacht bestätigt, dass er nach seinem Sieg am 22. August eine fremde Urinprobe zum Dopingtest abgegeben hatte. Zusätzlich wurde der Verdacht noch dadurch genährt, dass Annus Trainingspartner und Freund Robert Fazekas nach dem Sieg im Diskuswurf positiv getestet worden war. Adrian Annus beteuert bis heute seine Unschuld und hat inzwischen seinen Rücktritt vom aktiven Sport erklärt. Das IOC erkannte im Fall von Annus die Goldmedaille dem (vorherigen Zweiten) Koji Murofushi aus Japan zu, und auf den Silber- bzw. Bronzeplatz rückten Iwan Tichon (Belorussland) und Esref Apak (Türkei) vor. Sollte sich Annus juristisch erfolgreich weigern, seine Plakette zurückzugeben, müsste das IOC für Koji Murofushi möglicherweise eine Ersatz-Goldmedaille prägen. Im Übrigen facht Annus Weigerung im IOC erneut die Diskussion um die Frage an, ob künftig Olympiamedaillen für die Siegerehrungen (also für TV und Foto) nicht besser in Form von Duplikaten vergeben werden sollten. Erst dann, wenn die Dopingkontrolle die »Sauberkeit« der Aktiven bestätigt hat, würde das Blech dann ein paar Tage später in aller Stille in die echten Edelmetalle umgewandelt. Olympia wäre dann um eine Groteske reicher... Auch im Fall der beiden Goldmedaillen, die den deutschen Vielseitigkeitsreitern durch den internationalen Sportgerichtshof (CAS) aus Rechts- und Regelgründen aberkannt worden waren, geht der Kampf um die Plaketten auf juristischen Wegen weiter. Hinrich Romeike, Teamsprecher der Vielseitigkeitsreiter, hat am Dienstag die Münchner Rechtsanwälte Jürgen Langer und Adam Ahmed beauftragt, die Sach- und Rechtslage zu prüfen. In einer ersten anwaltlichen Presseerklärung hieß es: »Wenn formaljuristische Argumente sportliche Entscheidungen revidieren, wird nicht nur die olympische Idee, so...

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