Das Rennen um die Direktmandate

Bei der Landtagswahl am 19. September sind 44 Direktmandate zu vergeben. Um diese Sitze im Parlament kämpfen die Kandidaten der Parteien, aber auch Vertreter von Wählervereinigungen und Einzelbewerber. ND stellt in einer Serie Kandidaten - geordnet nach Wahlkreisen - vor.

Brandenburg/Havel I/ Potsdam-Mittelmark I (Ämter Beetzsee, Wusterwitz und Ziesar, von der Stadt Brandenburg die Ortsteile Görden und Plaue, Gemeinden Groß Kreutz und Kloster Lehnin):
Wenn Andreas Kuhnert wieder in den Landtag einzieht, dann hat die SPD-Fraktion ihr »Soziales Gewissen« behalten. So nämlich nennt man den einstigen Sieger bei Mathematik-Olympiaden, der sich in der Vergangenheit für die Entwicklungszusammenarbeit mit der Dritten Welt stark machte, sich aber in dieser Beziehung ganz klar als zu schwach erwies. Zwar war es das CDU-geführte Europaministerium, dass damit aufhörte, Nord-Süd-Initiativen zu fördern. Aber die SPD segnete dies im Landtag gemeinsam mit den Konservativen ab. Es sieht so aus, als sei der durchaus sympathische Kuhnert weniger das »Soziale Gewissen« als vielmehr das »Soziale Aushängeschild« der Sozialdemokraten.
PDS-Kandidat ist der ehemalige NVA-Berufssoldat Bernd Lachmann, der Ende 1990- nach wenigen Wochen in der Bundeswehr- ein Entlassungsgesuch stellte. Seit zehn Jahren leitet Lachmann ein eigenes Versicherungsbüro.

Brandenburg/Havel II (von der Stadt Brandenburg die Ortsteile Altstadt, Dom, Hohenstücken, Kirchmöser, Neustadt, Gollwitz und Wust):
Mit 25 Jahren ist René Kretzschmar einer von sieben jungen Kandidaten der PDS. Während Peer Jürgens aus Erkner und Carolin Steinmetzer aus Massen bei Finsterwalde (beide 24 Jahre alt) die durchaus aussichtsreichen Listenplätze 14 und 15 besetzen, muss Kretzschmar seinen Wahlkreis gewinnen, um in den Landtag zu gelangen. Der 25-Jährige ist Assistent der Stadtverordnetenfraktion und ein Kind von Brandenburg an der Havel. SPD-Konkurrent Ralf Holzschuher dagegen ist ein gebürtiger Westberliner, der erst 1991 in die Stadt zog. Diesen »Makel« versucht Holzschuher durch den Hinweis zu überdecken, dass er mit einer Brandenburgerin verheiratet ist.

Potsdam-Mittelmark II (Ämter Niemegk und Brück, Städte Beelitz, Belzig und Treuenbrietzen, Gemeinden Seddiner See und Wiesenburg):
Als die Brandenburger 1999 über den Landtag abstimmten, arbeitete Günter Baaske noch als Dezernent für Soziales in der Belziger Kreisverwaltung. Erst am 14. August 2002 ersetzte er im Kabinett von Ministerpräsident Matthias Platzeck den in dieser Funktion erfolglosen Sozialminister Alwin Ziel (SPD). Jetzt soll Baaske es im Wahlkreis 18 für die SPD reißen. Dem Vernehmen nach musste der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Kuhnert (siehe oben), den Wahlkreis räumen, damit Baaske an seinem alten Wirkungsort antreten kann.
Bereits zum dritten Mal versucht die PDS-Kreisvorsitzende und Kreistagsabgeordnete Astrid Rabinowitsch, ein Direktmandat zu erringen. Die Lehrerin für Deutsch und Kunsterziehung bezieht nach einem Verkehrsunfall seit 1994 Berufsunfähigkeitsrente. »Besonders hartnäckig habe ich gegen die Beteiligung der Eltern an den Schülerfahrtkosten gekämpft«, berichtet Rabinowitsch. Eine entsprechende Satzung beschloss der Kreistag von Potsdam-Mittelmark erst, nachdem das Innenministerium eine Zwangssatzung androhte. Die PDS votierte trotzdem dagegen.
Für die »Allianz freier Wähler« (AfW) tritt Herbert Grüneberg an. Er ist Ortsteilbürgermeister von Lütte, das seit der Kommunalreform 2003 zu Belzig gehört. In der AfW schlossen sich rund 70 Bürgerinitiativen zusammen, so Grünebergs »Wir vom Dorf«, die Bürgergemeinschaft Kommunalabgaben Barnim, die Initiative Kahnfährleute Unterspreewald, die Frauenliste Cottbus und Luckenwaldes Komitee für Gerechtigkeit.
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